25.08.2014  Karakulsee
Wir sind etwa zu zwanzig und besteigen den Bus um zum Karakulsee zu fahren. Vreni fühlt sich nicht besonders wohl und darum bleibt sie im Hotel zurück. Die Strecke zum See führt durchs Gebirge und soll etwa 150 km sein. Einschliesslich verschiedener Fotostopps rechnen wir mit einer Fahrzeit von etwa 4 Stunden.
Noch bevor wir die Stadt verlassen haben, wird der Bus von der Polizei angehalten, weil sich der Busfahrer nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten hat. Nachdem er eine Busse bezahlt hat, fahren wir weiter.
Nach einer Stunde, wir sind noch nicht weit von Kashgar entfernt, halten wir in einem kleinen Ort, um uns mit Esswaren einzudecken. Nebst Früchten, kaufen wir auch Fladenbrote, welche direkt vor unseren Augen hergestellt werden. Zuerst wird der Teig tellerförmig und mit dickem Wulst geformt. Dann wird die Innenfläche mit einem Stempel geprägt und anschliessend umgekehrt auf eine gewölbtes Kissen gelegt. Von dort wird der Teig, vom Kissen gehalten, an die Wand des heissen Ofens geklebt. Bereits nach wenigen Minuten kann es der Bäcker mit einem Eisenhaken herausholen.
Ich kaufe zwei Brote, fotografiere des Bäckers Kinder und dann gehts weiter.
Später halten wir an einem Bergsee, wo Sanddünen, über die Bergkrete geweht, bis zum Seeufer reichen. Die Strassenhändler zeigen uns ihre Ware, aber kaum jemand möchte jetzt noch etwas kaufen. Wir hatten in den letzten Tagen und Wochen genug Gelegenheit dazu. Dann geht die Fahrt weiter.
Bald zeigt sich, dass die voraussichtlichen 4 Stunden nicht reichen um unser Ziel zu erreichen. Da die Strasse in etwa 200 km zur afghanischen Grenze führt, sind die Chinesen daran interessiert, die Route für den Gütertransport auszubauen. Alle paar Kilometer geht es dann von der Strasse ab, um eine Brücke welche gerade gebaut wird, zu umfahren. Die mit Sand und Kies beladenen Trucker überholen uns bei jeder Gelegenheit, auch wenn die Situation noch so prekär ist. Staub trübt immer wieder unsere Sicht und setzt sich auch in unseren Kehlen nieder.
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Nach einer Stunde, also etwa um 15 Uhr fahren wir wieder zurück, müssen aber nach etwa 20 km anhalten weil vor uns gerade eine Felsnase gesprengt wird. Vor uns stehen etwa 30 Fahrzeuge. Aber nach und nach kommen weitere, Autos und Laster, wovon einige links an der stehenden Kolonne vorbei fahren und glauben, dadurch schneller weiter zu kommen. Die Folge ist, dass ein Baggerfahrzeug nicht mehr zur Baustelle vorfahren kann und sich die Räumung der verschütteten Strasse hinzieht. Nach etwa 2 Stunden Warterei beginnt die Spitze sich zu bewegen. Aber weil die Passage nur notdürftig geräumt ist, bleibt ein Sattelschlepperzug im lockeren Untergrund hängen.
Inzwischen wird uns klar, dass wir möglicherweise den Morgen im Bus  abwarten müssen.
Artem und Laura gehen zu Fuss zur Baustelle vor um die Situatiuon zu begutachten. Um uns eine Chance zur baldigen Heimkehr zu geben, veranlasst er, dass ein Bus von Kashgar kommend uns auf der anderen Seite abholt. Inzwischen habe ich schon seit zwei Stunden Bauchweh und es wird immer schlimmer. Darum organisiert Artem ein Privatauto, welches auf der anderen Seite auf die Weiterfahrt wartet, dessen Fahrer bereit ist, drei von uns, einschliesslich mich, zum Hotel zurückzufahren.
Zusammen mit Ingrid und Michael gehen wir, es ist inzwischen bereits 22 Uhr und dunkel, über die Baustelle auf welcher noch eifrig gearbeitet wird, auf die andere Seite und besteigen das Privattaxi. Nach fast 3 Stunden erreichen wir um 0.45 das Hotel. Ich klopfe an die Zimmertür um Vreni zu wecken. Endlich zurück - eine Erlösung!

Rückblickend war es für Vreni ein Segen dass sie nicht mitgekommen war. Ihr Rücken hätte die Fahrt nicht belohnt.
Am nächsten Morgen erfahre ich, dass sich das Chaos an der Baustelle bald nach unserer Abfahrt aufgelöst hat und der Bus mit den restlichen Mitreisenden um 01.20 zurückgekehrt war.
Nach 5 Stunden erreichen wir endlich den Karakulsee. Vor uns öffnet sich ein Panorama von Sechs- und Siebentausender des Himalaiagebirges. Trotz der Höhe von 3'400 Meter ist der Bergsee nicht sehr kalt, jedenfalls stehe ich bis zu den Waden im Wasser ohne zu frieren.
Während dem Picknick, auf dem Holzrost sitzend, welcher Teile des Sees umspannt, kommen wieder Händler und wollen uns Ketten und Armbänder in Granit und Lapislazuli verkaufen. Weil wir nicht interessiert sind, bieten sie uns auch noch eine Rundfahrt mit ihren Motorrädern an. Aber auch damit war kein Geschäft zu machen.
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25.08.2014  Zur Grenze nach Kirgistan
Heute steht uns wieder ein Grenzübertritt bevor. Wir verlassen China und erwarten wieder eine ausführliche Personen- und Fahrzeugkontrolle.
Wir fahren über die G314 und später über die S212 Richtung Norden den Tourugat-Pass auf 3'700 Meter hinauf .
Aber vorher, nach etwa 50 km erreichen wir den ersten chinesischen Grenzposten, welcher erst um 10 Uhr öffnet. Von unserem Team werden die Pässe eingesammelt und zusammen mit der Liste der Passagier- und Fahrzeugdaten im Genzbüro eingereicht. Während wir warten werden die Fahrzeuge kontrolliert. Zu unserer Überraschung interessieren sich die Beamten lediglich für die Motornummer, welche bei den meisten Fahrzeugen nur schlecht einsehbar ist. Aber mit einer Taschenlampe und etwas Verrenkung können 5 der 7 oder 9 Zahlen gelesen werden und das genügt dem Grenzbeamten. Nach einem Gruppenfoto mit den Grenzern können wir das erste Tor passieren und in einem Hof hinter dem Grenzgebäude warten bis alle Fahrzeuge durch sind.
Hier verabschieden wir uns von Yongzhi und Laura. Dann wird das zweite Tor geöffnet und wir fahren ins Niemandsland zwischen China und Kirgistan. Der Weg führt uns durch schönes und abwechslungsreiches Gebirge bis auf den Tourugat-Pass.
Auf der Passhöhe kommt noch eine weitere chinesische Kontrollstation, wo wir nochmals unsere Pässe vorweisen müssen, wie wenn irgend jemand ohne Pass an den beiden vorherigen Posten vorbeigekommen wäre.
Nochmals etwa 10 km und wir erreichen die kirgisische Grenze.
Wir fahren durch ein Tor hinter das Gebäude und stellen die WoMos ab. Dann gehen wir alle mit unseren Pässen ins Innere der verlotterten Grenzstation, wo wir in Reihe stehend warten, bis wir, einer nach dem anderen, die Pässe vorweisen dürfen.
Nach der Rückkehr zu den Fahrzeugen will ein Uniformierter noch einen Blick ins WoMo werfen, was er auch von der Treppe aus macht. Dann sind wir endlich durch und es ist bereits Nachmittag.
Nach weiteren 50 km erreichen wir unseren heutigen Standplatz am Chtyr-Köl-See (Köl = See).
Hier lernen wir unseren neuen kirgisischen Begleiter Emil kennen. Er spricht sehr gut Deutsch und erzählt uns schon heute viel Interessantes über Kirgistan.
Erst nach und nach wird uns bewusst, dass wir in ein Land von ganz besonderer Schönheit eingereist sind und dass die chinesischen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit hinter uns liegen.
Bei niedriger Temperatur und aufgedrehter Heizung schlafen wir in der freien Natur ein.