07.08.2014  Xiahe - Labrang
Heute fahren wir ohne Navi, dafür nach Karte. Die kleinen Strassen, welche uns zum heutigen Ziel führen, kennt das Navi nicht.
Der Weg führt uns durch viele kleine Orte, in welchen das Leben auf der Strasse stattfindet und besonders jetzt, wo Markttag ist. Ich schlängle mich durch die engen Strassen, umfahre Autos welche mitten in der Strasse stehen und muss zudem noch auf den Gegenverkehr und die vielen Mopeds und Fahrräder von vorne und hinten, von links und von rechts achten. Dazu will ich ja auch noch fotographieren. Kein Wunder, dass ich nach einer Stunde erst gerade 12 km geschafft habe.
Nach etwa 35 km wird es wieder einfacher, ich fahre auf einer grösseren Strasse und komme entsprechend schnell voran. An der Zahlstelle der Autobahn erwartet mich die Polizei. Höflich werde ich gefragt ob ich Englisch spreche. Dann möchten sie meinen chinesischen Führerschein und die Fahrzeugpapiere sehen. Ich gebe ihnen eine der Karten worauf der Zweck meiner Reise und die Route beschrieben ist. Zum Schluss bitte ich sie noch um ein Bild des Teams, was sie mir mit Lächeln gestatten. Dies war die zweite Polizeikontrolle auf dieser Reise.

Seit heute sind wir nicht mehr wirklich in China, politisch gesehen zwar schon noch. Aber die Menschen hier sind zur Hauptsache Tibeter und chinesische Muslime.

Das heutige Ziel ist das Kloster Labrang. Um 15 Uhr beginnt die Führung und darum heisst es mit dem Fahren vorankommen.
Wir stellen unsere Fahrzeuge direkt vor dem Kloster ab und brauchen nur ein paar Minuten zu Fuss dorthin.
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Tag 85
Heute haben wir die Hälfte der offiziellen Tour erreicht - Bergfest!   Inzwischen sind es 17'321 km.
Nach dem Klosterbesuch fahren wir noch etwa 20 km weiter, weg von jeder Zivilisation, in eine Höhe von 3'282 MüM um den heutigen Tag zu feiern. Das letzte Stück des Weges ist nicht ganz problemlos. Jedenfalls versinkt Fredis WoMo im Dreck und es dauert über eine Stunde, bis er wieder flott ist.
Als die Letzten endlich ankommen ist es bereits dunkel. Um ein Feuer sitzend geniessen wir den Moment. Drei junge Tibeterinnen gehen von einem zum anderen, legen ihm einen weissen Schal um den Hals und bieten eine Schale mit Gerstenschnaps an. Mit dem Ringfinger der rechten Hand muss dreimal der schnaps weggespickt werden um ein langes Leben zu erlangen. Danach darf der Schnaps getrunken werden. Die ganze Zeremonie wird vom immer gleichen Singsang begleitet.
Als dann alle ihre Segnung erhalten haben, tanzen die drei typische Reigen noch lange ums Feuer. Der Abend endet mit einem schönen und lauten Feuerwerk.

Von jetzt an gehts auch zeitmässig zurück!
Kloster Labrang
Das Kloster Labrang (Kurzform von Labrang Trashi Khyil) liegt in 2'800 Metern Höhe in einem Flusstal des Kreises Xiahe im Autonomen Bezirk Gannan der Tibeter in der Provinz Gansu der Volksrepublik China. Es befindet sich im Übergangsraum zwischen den Siedlungsgebieten der Tibeter und Hui. 1709 erbaut, wurde es zu einer Drehscheibe im Handel zwischen Zentralchina, Tibet und der Seidenstraße. Es zählt zu den sechs grössten Klöstern der Gelugpa-Sekte des tibetischen Buddhismus.
Auf dem ungefähr 86 Hektar grossen Gelände des im tibetischen Stil erbauten Klosters befinden sich 48 Tempelhallen unterschiedlicher Grösse sowie mehr als 500 buddhistische Kapellen und Mönchszellen. Als imposantestes, prächtigstes und grösstes Gebäude des Klosters wird von manchen die sechsstöckige Maitreya-Halle (Goldziegelhalle) angesehen, wobei die Ausstattung der ältesten, jedoch sehr verwinkelt wirkenden Bauten aus der Gründungszeit als die bedeutendste angesehen kann. Die Maitreya-Halle birgt eine 7.4 Meter (mit Sockel 10 m) hohe Statue des zukünftigen Buddha. Ihr oberstes Stockwerk ist ein palastartiger viereckiger Pavillon, dessen Dach aus vergoldeten Kupferziegeln besteht und mit vergoldeten Kupferlöwen geschmückt ist.

Der historischen Überlieferung zufolge lebten hier in der Blütezeit des Klosters 3'000 Mönche. Auch heute wieder gilt das Kloster Labrang als ein wichtiges geistiges Zentrum in Nordwestchina und als höhere Lehranstalt des tibetischen Buddhismus. Inzwischen leben hier der Statistik nach wieder über 2'000 Mönche. Da jedoch die jungen Novizen, die auf Entscheidung ihrer Eltern ins Kloster geschickt werden, nicht registriert und damit statistisch nicht erfasst sind, liegt die tatsächliche Zahl noch einmal deutlich höher und dürfte ungefähr die frühere Zahl erreicht haben.
Das Kloster hat sechs Studienfakultäten, in denen die Mönche buddhistische Theorie, Logik, Astronomie, Mathematik, Medizin, Kalligrafie, Phonologie, Tanzkunst, Malerei und Bildhauerkunst studieren können.

Wir werden von einem englisch sprechenden Mönch durch die verschiedenen Tempel geführt. Es herrscht im Inneren der Tempel strenges Fotoverbot. Sollte jemand erwischt werden, würde die ganze Gruppe aus den Anlagen gewiesen. Also verzichte ich auf verstecktes Fotographieren und beschränke mich auf die Orte,  wo es erlaubt ist.

Anfänglich habe ich mich an dem moderigen Geruch in jedem der Tempel gestört bis ich erfahren habe, dass die vielen Kerzen aus Yakbutter sind. Dazu kommen noch die vielen sogenannten Butterblumen. Butterschnitzen ist unter anderem in Tibet, in der Provinz Qinghai und in Indien unter Tibetern verbreitet, wo meistens mit Yakbutter gearbeitet wird. Das Butterschnitzen ist eine künstlerische Tätigkeit, bei welcher gefrorene Butter verwendet wird. Seinen Ursprung soll es in den Höhenlagen haben, wo keine Blumen blühen. Also hilft man sich damit.

Am Ende der Führung verlassen wir das Kloster und gehen noch durch den Ort. Hier dominieren die Souvenirläden. Unterwegssieht man immer wieder Menschen, welche sich zu Boden werfen und wieder aufstehen, und das über lange Strecken bis zum Kloster. Dasselbe habe ich auch schon im Kloster gesehen.
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Am nächsten Morgen
In der Nacht hat es geregnet und auch jetzt nieselt es noch.  Deshalb findet das Meeting in gekürzter Form statt, damit wir nicht unnötig nass werden. Ein letzter Blick auf die Bergwiese und wir fahren los.