11.08.2014  Hochtal im Haibei Zang District
Morgens um 6 Uhr zeigt sich nach der verregneten Nacht am Horizont ein Hoffnungsschimmer auf gutes Wetter. Wir starten mit unbekanntem Ziel. Der geplante Stellplatz auf der Wiese bei einem Imker, nur über eine Naturstrasse erreichbar, wird heute voraussichtlich nicht befahrbar sein. Um dies abzuklären startet eines der beiden Teamfahrzeuge schon sehr früh. Unterwegs sollen wir mittels SMS über den Strassenzustand und die empfohlene Route informiert werden.
Kurz nach 8 Uhr fahre auch ich los. Auf dem Weg komme ich an verschiedenen Zelten und Hütten vorbei, in welchen die Chinesen bei ihren Ausflügen zum See übernachten. Das Spektrum der Unterkünfte reicht von bescheiden bis zu komfortabel ausgestatteten Zelten. Aber um diese Zeit sind die meisten schon unterwegs oder sonntagabends heimgefahren.
Wo immer möglich werden farbige Bänder, als buddhistische Symbole über die Starssen gespannt. Ganz imposant wirkt ein mehr als 100 Meter langes Fischgemälde an einer Wand. Davo befindet sich ein grosser Parkplatz für alle die Autos der Chinesen, welche sich davor auf einem Bild verewigen lassen wollen - unbegreiflich! Regen und trockene Abschnitte wechseln sich ab. Unterwegs bieten sich ein paar interessante Abkürzungen auf Naturstrasse an. Diese führen über das Gebirge, welches andernfalls umfahren werden müsste. Aber nach wenigen Kilometern wende ich, weil ich zur Einsicht komme, dass wenn die Strasse schon jetzt sehr schlecht ist, wie schlecht sie dann wohl in der Höhe sein wird.
Dafür mache ich an einem Bergbach Mittagshalt. Entlang der Strecke bieten sich kaum Ausfahrten oder Raststellen an und so bin ich froh, etwas Schönes gefunden zu haben.
Ich toaste 4 Brotscheiben, lege sie auf den Teller und will 2 der 4 gestern gekauften Eier braten und darauf legen. Die Butter brutzelt schon in der Pfanne und ich schlage das erste Ei auf. Zu meiner Überraschung und auch Enttäuschung habe ich "Tausendjährige Eier" gekauft.
Diese sind eine Delikatesse der chinesischen Küche. Es handelt sich um durch Fermentation konservierte Eier. Zur Herstellung werden rohe Enteneier, seltener Hühnereier, für etwa drei Monate in einem Brei aus Anis, Szechuanpfeffer, Teeblättern, Piniennadeln, Fenchelkörnern, Salz, warmem Wasser, gebranntem Kalk, Holzasche sowie Sägespänen eingelegt. In dieser Zeit verwandelt sich das Eiweiss in eine gelatinöse, bernsteinfarbene Masse, das Eigelb bekommt eine quarkige Konsistenz und verfärbt sich grün. Tausendjährige Eier sind ungekühlt monatelang haltbar (bis zu 3 Jahre sind möglich). In China unterscheidet man zwei Arten dieser Eier: mit festem oder nur halbfestem Dotter. Der halbfeste Dotter hat einen angenehmen, leichten Geschmack ohne beissendes Zitronenaroma und ohne Nachgeschmack. Solche mit hartem Dotter haben einen leicht beissenden, etwas salzigen Geschmack und einen anhaltenden Nachgeschmack. Serviert werden sie als Vorspeise oder Snack mit Sojasauce, Essig und Ingwer.

Jetzt wisst ihr wie das sieht, was ich in Händen halte. Ich will gar nicht herausfinden, ob diese jetzt mit hartem oder halbhartem Dotter sind. Ich habe alle 4 im hohen Boden aus dem Fenster in die freie Natur befördert. Dann habe ich 4 Käsescheibletten aus dem Kühlschrank in die Bratpfanne gelegt, diese schmelzen lassen und über den Toast gegeben - hat wunderbar geschmeckt!
Dummerweise habe ich vergessen von den Eiern ein Bild zu machen.

Auf der Passhöhe in 4'110 Meter mache ich einen weiteren Halt. Ich will schnell ein Bild vom  weiterführenden Tal machen, werde aber sofort von 4 Chinesen umringt, welche mich zusammen mit ihren Kollegen fotographieren wollen. Alles geht sehr schnell, sie stürzen sich auf mich, je einer links und rechts von mir, die anderen beiden machen das Bild. Dann wird gewechselt. Ich habe gerade noch Zeit ebenfalls ein Bild von der inzwischen lästigen Gesellschaft zu machen. Kaum getan, sind sie auch schon wieder weg. Dann mache ich noch schnell die gewünschte Aufnahme und beeile mich, weiterzufahren.

Inzwischen habe ich auch die neuen Koordinaten erhalten und fahre dem Ziel entgegen. Der Weg führt durch das sogenannte "Eastern Switzerland". Die Landschaft ist wirklich mit den Schweizerbergen vergleichbar, wenn nur nicht immer die buddhistischen Fahnen und Tücher wären.
Der neue Platz liegt am Eingang des Naturschutzparkes mit dem eigentümlichen Namen. Ich stelle das WoMo direkt neben einen Fluss, welcher nach dem Regen offensichtlich viel Wasser führt.
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12.08.2014  Eastern Switzerland
Am frühen Morgen zeigt sich die Gegend im schönsten Sonnenschein, bei einer Temperatur von 5 Grad. Der Bach ist über Nacht nicht angeschwollen, also hat es in der Gegend auch nicht mehr geregnet. Dafür sind viele Bergspitzen jetzt von Schnee bedeckt.
Wir haben 2 Optionen, nämlich direkt zum nächsten Stellplatz zu fahren, es sind nur etwa 100 km, oder wer möchte, kann zuerst durch den Naturschutzpark fahren. Das bedeutet, schlechte Strassen bis in eine Höhe von 3'500 Meter.
Ich entscheide mich für das Zweite und lade Michael zur Mitfahrt ein. Er lässt sein WoMo zurück weil es für diese Strasse zu gross ist. Sabine fährt mit den Mädels (Karin und JaneMik).
Zuerst ist der Weg noch befestigt, wechselt aber nach einem Kilometer in Naturstrasse. Dann komme ich an eine Gabelung und wähle den Weg nach links, um kurz darauf an einer Furt zu stehen. Weil das Wasser reissend fliesst und weil es wahrscheinlich auch grosse Steine darin hat, die man jetzt nicht sieht, fahre ich die Strecke rückwärs zurück und wähle den anderen Weg.

Der Vergleich mit der Schweiz ist nicht abwägig, mit dem Unterschied, dass die Baumgenze über 3'000 Meter liegt. Immer wieder begegnen wir Baufahrzeugen, weil an der Strasse gearbeitet, sprich Touristentauglich gemacht wird. Mitunter müssen wir sogar warten bis der Trax den Weg freigibt.

Auf der Passhöhe halten wir an und steigen aus. Kurz darauf folgen auch die Mädels. Mit buddhistischen Gebetszettel lassen wir beten indem wir die Zettel dem Wind übergeben.
Besonders beeindruckend sind die roten Erdwälle.
Dann geht es wieder ins Tal hinunter. Vor uns kriechen die schwer beladenen Lastwagen, deren Bremsen so heiss geworden sind, dass sie während der Fahrt mit Wasser gekühlt werden müssen. Am Strassenrand finden sich oft Familien beim Picknick. Sie stellen einen Holzofen auf, auf welchem sie Teewasser kochen und die mitgebrachte Suppe wärmen.
In einem Dorf das ich durchquere erlebe ich gerade wie hier geschlachtet wird. Das frische Fleisch wird unter einem Sonnenschirm zum Ausbluten aufgehängt, während dem einer das Gedärme von Hand ausstreicht.
Dann fahre ich auf den Parkplatz zurück und lade Michael wieder aus. Anschliessend  mache mich allein auf den weiteren Weg. Heute abend stehen wir auf dem Parkplatz eines neuen Freizeitcenters südlich von Minle.