01.07.2014  Grenze zur Mongolei
Es ist 7 Uhr und es regnet noch immer. Das wird eine langweile Angelegenheit werden wenn wir bei Regen stundenlang anstehen und von Schalter zu Schalter eilen müssen.
Aber zu unserer Freude hört es um 8 Uhr auf und bald darauf starten wir um zur Grenze vorzufahren. Damit wir alle zusammen abgefertigt werden, fahren wir die restliche Strecke im Konvoi und achten darauf, dass sich kein Einheimischer zwischen uns drängen kann.
Zu unserer Enttäuschung stehen aber schon etwa 12 Laster vor uns, sie sind offenbar in der Nacht an uns vorbei gefahren. Damit hat sich unsere Chance verringert, um die Mittagszeit die Grenze hinter uns zu lassen. Nach einer Stunde warten und Dank dem Verhandlungsgeschick unserer Reiseleitung wird eine zweite Spur eröffnet und wir dürfen an den wartenden Lastwagen vorbei.
Im ersten Häuschen, immer noch auf der russischen Seite, werden unsere Pässe nochmals geprüft. Jeweils 3-4 Fahrzeuge können hintereinander passieren, dann senkt sich die Schranke wieder für etwa eine Viertelstunde. Wir kommen mit dem zweiten Paket durch.
Dann geht es weiter zur Fahrzeugkontrolle. Zuerst müssen die Fahrzeugpapiere in einem Container gezeigt werden - aber da ist niemand. Wieder warten! Dann kommt eine freundliche Beamtin und stellt einen Passierschein aus. Im Gegensatz zu den anderen Beamtinnen versteckt sie sich nicht hinter einer unnahbaren Maske. Später zeigt sich, dass sie wahrscheinlich die Vorgesetzte der jungeren Beamtinnen ist. Neugierig betreten diese zu Dritt das WoMo und lassen sich alles zeigen. "Schau mal, sogar eine Dusche haben sie!", so hat wahrscheinlich die eine zur anderen gesagt. Auch der Inhalt der Klappen ringsherum fand Interesse und zuletzt wurde noch mit der Stablampe der Motorraum untersucht. Während dem die Frauen im Innern waren, hat ein Beamter die Unterseite des Fahrzeugs mittels eines Spiegels untersucht.
Endlich durch, aber bevor wir ausfahren kontrollieren wir, ob alle notwendigen Stempel im Pass vorhanden sind.

Jetzt geht es zur mongolischen Grenzabfertigung.
Zuerst fahren wir durch ein Desinfektionsbad, dann hole ich einen Kontrollstreifen mit Platz für 4 Stempel. Damit und mit den Fahrzeugpapieren und dem Pass gehe ich ins Zollgebäude, während Vreni nur zur Passkontrolle muss. Hier geht es darum, zuerst ein Einreiseformular zu bekommen. Dazu steht man an einem Schalter an, bei welchem auch die Ausreisenden nach Russland vorbei kommen um sich immer wieder vordrängend ihre Zettel durch das Schalterfenster zu strecken. Der brave Beamte unterbricht dabei seine Arbeit mit unseren Papieren und stempelt die Fresszettel der anderen. Nachdem wir das durchschauen, machen wir uns vor dem Schalter breit, um endlich auch abgefertigt zu werden. Jetzt haben wir das Einreiseformular und lassen uns von Artem erklären, was wir ausfüllen müssen. Ausgefüllt, stehen wir damit wieder am gleichen Schalter an. Nun sind schon bald alle Fahrer von uns vor dem Schalter versammelt.
Der brave Beamte überträgt von Hand unsere Angaben im Formular in ein Buch, schaut im PC noch etwas nach - wartet bis der PC antwortet - und macht dann den ersten Stempel auf dieses Formular.
Damit gehe ich  an einen anderen Schalter, wo wieder etwas im PC überprüft wird und ich bekomme den zweiten Stempel.
Inzwischen ist das Chaos komplett und endlich erkennt eine Aufsichtsperson das Problem und sucht nach Lösungen. Diese werden dann auch gefunden und sehen so aus: eine ältere Beamtin nimmt meine Papiere, zusammen mit denen von zwei anderen, geht in ein anderes Büro, kommt wieder heraus, gibt mir den Pass und behält den Rest. Dann winkt sie mir, ich solle ihr folgen. Wir gehen zu den Fahrzeugen, welche in der Zwischenzeit ebenfalls kontrolliert worden sind. Als sie das erfährt, gehe ich wieder mit ihr zurück und jetzt gibt sie mit das Einreiseformular mit dem vierten Stempel zurück. Endlich!
Jetzt nochmals schnell prüfen, ob auch alle Stempel im Formular und im Pass vorhanden und richtig sind.
Es ist 13.30 und wir sind wider Erwarten doch noch schnell durchgekommen.

Hinter der Grenze
Noch 40 km zweigen wir über eine Dreckstrasse mit tiefen Löchern ab, um die Nacht inmitten eines lockeren Föhrenwaldes zu verbringen. Bei einem kurzen Meeting lassen wir den Grenzübertritt Revue passieren.
Bei dieser Gelegenheit werden Schuk (sie) und Mende (er), unsere mongolischen Führer, vorgestellt. Beide sprechen hervorragend deutsch und werden uns bis zur chinesischen Grenze begleiten. Dann erhalten wir noch ein Bündel "Begrüssungsgeld" in der Höhe 246'000 Tugrug (€ 100), welches fast 1 cm dick ist, einen Atlas der Mongolei und die mongolische SIM-Karte. Noch muss ich zusätzlich Internetguthaben kaufen, dann kann ich wieder ins Internet.

Nach dem Abendessen und einem kurzen Regenschauer sitzen wir noch etwas mit Jacqueline, Fredy, Sabine und Michael zusammen, trinken ein Glas guten Bordeaux und bewundern den schönen Sonnenuntergang.
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02.07.2014
Nach einer ruhigen Nacht in Föhrenwald fahren wir weiter. Bald weichen die kleinen Wälder einzelnen Bäumen und diese weichen vereinzelten Büschen. Die Landschaft ist grün und von weichen Hügeln gezeichnet. Dann und wann sehen wir weit ab von der Strasse einzelne Jurten. Dann folgen kleine Siedlungen mit vielleicht 5-8 Jurten nah beisammen. Alle paar Stunden durchfahren wir Siedlungen, welche aus kleinen Holzhäusern besteht. Die verschieden farbigen Dächer leuchten von weitem.

Gegen Mittag erreichen wir Darhan, die erste grosse Siedlung nach der Grenze. Am Ortseingang zeugen ein paar hohe Kamine von Industrie. Lediglich im Stadtinnern sind festgemauerte Häuser zu sehen. Später werden wir erfahren, dass dies die zweitgrösste Stadt in der Mongolai ist.

Von den ca. 3 Mio Einwohner der Mongolai leben gegen die Hälfte in Ulan Bataar, der Rest ist über eine Fläche welche 5 x so gross wie Deutschland ist, verteilt. Das Durchschnittseinkommen beträgt 700'000 Tugrug (~350 Fr.).
Mehr zur Mongolai dann später.

Wie gesagt, wir sind in Darhan angekommen und sehen bei der Durchfahrt, dass ein Viehmarkt stattfindet. Wir stellen das WoMo in eine Seitenstrasse und sind ganz gierig darauf, den Markt zu besuchen.
In und bei den verschiedenen Pritschenwagen stehen angebundene Tiere, Schafe und Ziegen. Am Boden liegen erst vor kurzem abgezogene Felle voller Fliegen. Niemand lässt sich von unserer Anwesenheit stören, vorerst jedenfalls. Dann gehen wir weiter und kommen zu einer Garage, in welcher gerade ein Tier geschlachtet wird. Die Männer sind damit beschäftigt, dem toten Tier das Fell abzuziehen. Als ich ein Foto mache schreit mich eine Frau an und will mir das Fotografieren verbieten - zu spät, das Bild ist schon im Kasten. Sie hört mit ihrem Gezank nicht auf und so gehen wir weiter und sehen uns die übrigen Stände an. Beim Rückweg will ich es nochmals versuchen, sie erkennt mich aber schon von weitem.
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Später, auf der Weiterfahrt, machen wir Mittagshalt und braten uns ein schönes Stück Fleisch.

Aus der anfänglich tadellosen Strasse, über welche wir gesagt haben, dass die Mongolen es besser verstünden, Strassen zu bauen, erfolgt nach 100 km die Ernüchterung. Kilometerlange Abschnitte sind nicht mehr zu befahren, dafür haben sich zu beiden Seiten der Strasse Staubpisten gebildet, welche zwischendurch tiefe Senken aufweisen, welche man vorsichtig und zum Teil sogar diagonal durchfahren muss, um zu vermeiden, dass das Heck, wenn es nach der Senke wieder aufwärts geht, am Boden hängen bleibt.

Während dem ganzen Tag treffen wir zu beiden Seiten immer wieder Herden von Pferden, Kühen, Schafen und Ziegen. Kühe wurden erst vor etwa 100 Jahren eingeführt, die Pferde waren schon immer hier und haben für die Mongolen den gleichen Stellenwert wie für uns die Kühe. Pferde werden während der Sommerzeit, nachdem sie ein Fohlen geworfen haben, gemolken. Die Stutenmilch wird vergoren, ist leicht alkoholhaltig und wird als "Ayrag" getrunken. Der Geschmack ist für uns sehr gewöhnungsbedürftig.
Das Nationalgetränk ist Buttertee, genannt "Zai", und besteht aus Schwarztee, Kuhmilch, Hammelfett, wenig Zucker und einer Prise Salz.

Kreuzt eine Herde Pferde die Strasse, halten wir gerne an um die Tiere zu beobachten. Das gefällt aber den mongolischen Autofahrern nicht, sie hupen und überholen und drängen die Tiere rücksichtslos von der Strasse.

Am späteren Abend erreichen wir unseren Stellplatz.
100, 2815