09.06.2014
Nowosibirsk
Gestern sind wir in Nowosibirsk angekommen. Unser heutiger Standort ist mitten in der Stadt. Auf dem Parkplatz des "Russisch-Deutschen Haus" haben wir Unterschlupf gefunden. Als wir angekommen sind, fand gerade ein Pfingstkonzert statt. Die letzten paar Minuten konnten wir noch zuhören.
Mit Ausnahme dieses Konzertes von deutschstämmigen Bewohnern ist von Pfinsten nichts zu merken. Auf den Strassen sind die Laster unterwegs, an den Strassen wird gebaut und alle Geschäfte sind geöffnet.
Nach einem kurzen Meeting im Inneren des Hauses haben wir Fredys Geburtstag gefeiert. Nebst dem obligaten Sekt wurden von Jacqueline auch Platten mit allerlei schmackhaften Snacks bereit gestellt.

Nowosibirsk ist nach Moskau und Sankt Petersburg die drittgrösste Stadt Russlands und die grösste Stadt Sibiriens. Die Metropole der Oblast Nowosibirsk in Westsibirien hat ca. 1,5 Mio Einwohner. Sie verdankt ihre Gründung dem Bau einer Brücke der Transsibirischen Eisenbahn über den Fluss Ob im Jahre 1893. Heute gibt es im Grossraum Nowosibirsk sechs Brücken über den Ob, der dort teilweise fast einen Kilometer breit ist. Den Namen Nowosibirsk („Neues Sibirien“) trägt die Stadt seit 1926.

Im damaligen Nowonikolajewsk wurde als Symbol für den geographischen Mittelpunkt des Russischen Reiches im Jahr 1915 anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Romanow-Dynastie die Kapelle St. Nikolai errichtet. Heute ist die mitten im Zentrum von Nowosibirsk stehende Kapelle eine besondere Sehenswürdigkeit und ein Wahrzeichen der Stadt. Der geographische Mittelpunkt des heutigen Russlands hat sich jedoch nach Krasnojarsk verschoben.
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Die heutige Stadtbesichtigung verlief etwas gekürzt weil inzwischen der Regen eingesetzt hat. Am Bahnhof sind wir ausgestiegen, um diesen zu besichtigen. Anschliessend besuchten wir das Transsib-Museum. Mit anschaulichen Bildern und Erklärungen unserer Führerin Irina wurde uns die Geschichte des Baus der Transsibirischen Eisenbahnstrecke erklärt. Leider hat sich die Führerin immer wieder politisch gefärbt geäussert. Dafür waren ihre Witze meist gut.
Der Bahnhof in Nowosibirsk zählt zu einem der schönsten. Die Wartehalle ist mit bequemen Sesseln ausgestattet und die Wände zieren Bilder und Statuen.


Transsibirische Eisenbahn
Die Transsibirische Eisenbahn, kurz Transsib genannt, ist mit ihrer durchgehenden Kilometrierung von 9288 km die längste Bahnstrecke der Welt, mit mehr als 400 Bahnhöfen zwischen Moskau und Wladiwostok am Pazifik. Sie ist die Hauptverkehrsachse Russlands.

Der Regelbetrieb der Transsibirischen Eisenbahn wird von der staatlichen Russischen Eisenbahngesellschaft (RŽD) durchgeführt. Wie bei den meisten Eisenbahnstrecken in Russland wurde sie in russischer Breitspur mit einer Spurweite von 1520 mm errichtet.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte Russland zur Ausbeutung der sibirischen Reichtümer unmöglich länger auf Pferdefuhrwerke und Lastkähne setzen, so dass in den 1870er Jahren Planungen für eine Eisenbahn durch ganz Sibirien begannen. Nachdem die russische Eisenbahn 1886 den Ostrand des Ural erreichte, wurden verschiedene Trassenführungen erwogen. Finanzminister Iwan Alexejewitsch Wyschnegradski wollte Inselbetriebe bauen lassen und mit einer modernisierten Flussschifffahrt kombinieren. Aber Zar Alexander III. entschied sich auf Anraten von Verkehrsminister Sergei Juljewitsch Witte (ab 1892 Finanzminister), der selbst Erfahrungen in der Eisenbahnwirtschaft hatte, für eine durchgehende Bahnstrecke, die Transsib.

Aufgrund der extremen klimatischen Bedingungen, bis zu -50 °C im Winter und Bodenfrost bis in den Juni hinein, war und ist der mögliche Zeitraum für Arbeiten kurz. Brücken wurden zunächst nur aus Holz und erst im Nachhinein aus Stein oder Stahl errichtet, um schneller voranzukommen. Das hatte den Nachteil, dass sie durch Funkenflug in Brand geraten konnten. Viele Baumaterialien (ausser Holz und Steinen) mussten den Seeweg über Odessa nach Wladiwostok nehmen.
Zunächst wurde die Strecke eingleisig ausgebaut. Aus Kostengründen wurde bei Qualität von Material und dem Ausbau die unteren Grenzen des Vertretbaren gewählt. Vom Planungskomitee wurden dafür die technischen Anforderungen abgesenkt. Die Gleise waren nur halb so schwer wie üblich und bogen sich (andernfalls wären sie bei Tauwetter aber auch schneller eingesunken) und Schwellen verfaulten im Boden. Tunnelbau wurde zugunsten starker Neigungen und enger Bögen vermieden, so dass sie Höchstgeschwindigkeit stellenweise nur 20 km/h betrug. Nach einem Frühlingsregen „hüpften die Züge wie Eichhörnchen vom Gleis“, wie ein verbitterter Ingenieur bemerkte, so dass es im ersten Betriebsjahr zu drei Unfällen pro Tag kam.

Jetzt sitzen wir im Camper und ich habe soeben einen Tomatenrisotto gekocht - leider fehlen dazu die St.Galler-Bratwürste!
In etwa 2 Stunden wollen wir in die Oper, um uns das Ballett "Aschenputtel" (Cinderella) von Sergei Sergejewitsch Prokofjew anzusehen. Das Ballett folgt in den wesentlichen Grundzügen dem Märchen der Brüder Grimm.
Die Oper ist das Wahrzeichen Novosibirsks. Ursprünglich wurde das Gebäude nicht als Opernhaus geplant, sondern als Versammlungshalle innerhalb eines riesigen Wissenschafts- und Kulturareals. Im Gebäude sollten die Maiparaden und ähnliches stattfinden - selbst Panzer sollten durch das Gebäude rollen können. Aus den Plänen für das riesige Volksvergnügen wurde nichts und die zentrale Halle wurde zur Oper umfunktioniert. Zu sehen ist dies am bis heute ungewöhnlichen Interieur.
Die Darbietungen des Opernhauses sind vielseitig und qualitativ hochwertig, vorwiegend Opern und Ballet. Die Bühnentechnik und der Zuschauerraum wurden 2005 grundlegend saniert.

Mit diesen Vorkenntnissen gehen wir in die Oper. Sie liegt etwa 15 Minuten von unserem Standplatz entfernt. Allein schon von aussen betrachtet fällt die monumentale Kuppel auf. Im Inneren steht Platz zum Verschwenden zur Verfügung. Nicht ganz unüberrascht sind wir davon, dass lediglich etwa die Hälfte der Plätze belegt sind. Für 750 RUR (~20€) haben wir die besten Plätze im Parkett bekommen. Wie es aber oft der Fall ist, sitzt ausgerechnet vor uns ein grossgewachsener Mann und so müssen wir den ersten der 3 Akte abwechselnd an seinem linken oder rechten Ohr vorbeischauen. Nach der ersten Pause setzen wir uns dann in die hinterste Reihe um fortan eine ungetrübte Aufführung zu geniessen.

Die Aufführung hat uns insgesamt sehr gut gefallen. Besonders erwähnenswert sind die schönen Kostüme und das schlichte Bühnenbild.
Auf dem Heimweg haben wir noch in einem Pub haltgemacht.
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