10.06.2014  Mariinsk
Wir stehen mitten in der Stadt in einer Anlage. Sie ist mit allerlei Kriegsgerät, wie Panzer, Haubitzen, Flugzeuge "dekoriert". Hier ist man offensichtlich Stolz auf die Überbleibsel des WW II.
Die ganze Gegend ist sumpfig. Auf dem Weg hierher fuhren wir weite Strecken wo zu beiden Seiten die Birken im Wasser stehen.
Jetzt, auf dem Hauptplatz merken wir, dass der Untergrund und damit auch unser WoMo zeitweise zittert, verursacht durch schwere Laster und die Bahn, welche den Boden unter uns zum Schwingen bringen.
Während dem wir im Freien abendessen, kommt eine Gruppe junger Männer in Lederjacken, um sich mit uns zu unterhalten. Wir erleben es immer wieder, Menschen interessieren sich für uns, unsere Herkunft und das Reiseziel. Viele spazieren oder fahren auch einfach vorbei und beobachten uns, schauen aber meistens weg, wenn man sie ansieht. Der Renner aber ist, vor eines der WoMos zu stehen und sich fotographieren zu lassen.

Zu unserem abendlichen Meeting ist ein lokaler Polizist eingeladen worden und steht uns nun Red' und Antwort. Unsere Fragen zielen im Besonderen auf die oft nicht klaren Verkehrsvorschriften. So lernen wir zum Beispiel, dass wenn vor einer Kreuzung die Geschwindigkeit auf 70 beschränkt wird, diese nach der Kreuzung hinfällig wird, selbst dann, wenn da kein entsprechendes Signal steht. Fraglich war auch, wie die Zeichen mit dem schwarz-weissen Stöckchen zu verstehen sind, welches die Polizisten bei sich tragen und herumschwingen. Besonders unklar ist, mit welchen Bewegungen man angehalten wird.

Bevor wir am nächsten Tag weiterfahren besuchen wir noch eine Wodkafabrik. Wer bis jetzt noch die Idee hatte, dass Wodka ein besonderer Kartoffelschnaps wäre, wurde seiner Illusion beraubt.

Der Fertigungsprozess läuft so: Alkohol, aus Korn (Gerste, Weizen) mehrfach destilliert, wird mit Wasser versetzt, bis der Gehalt von 40% erreicht ist. Dann wird dieses Gemisch mehrfach durch Sand- und Kohlefilter geleitet bis es absolut klar und ohne Geschmack ist. Jetzt werden verschiedene synthetische Aromastoffe zugesetzt, um Nuancen im Geschmack der verschiedenen Sorten zu erreichen.
Am Schluss der Fertigung wird das Produktionslos geprüft. Dafür sind einige ausgebildete Verkoster zuständig, welche sich an ein paar ganz spezielle Richtlinien halten müssen: es ist definiert, was sie vorher essen dürfen und wie viele Proben pro Tag sie maximal prüfen dürfen. Dabei wird die Probe nur mit der Zunge geprüft und darf nicht geschluckt werden,
Zweite Erkenntniss daraus: Wodka auf der Zunge heisst: kosten, erstes Mal schlucken heisst: trinken, die weiteren Schlücke sind nur noch sich besaufen!
Back
Next
Back
Next
11.06.2014 Krasnojarsk
Gegen 6 erreichen wir Krasnojarsk. Wir fahren beim Feierabendverkehr durch die Stadt und über die grosse Brücke des Jenissej, dann  auf die sogenannte Freizeitinsel, umrunden das grosse Stadion und finden unsern Platz dahinter.

Krasnojarsk ist am Jenissei sowie an der Transsibirischen Eisenbahn gelegen. Mit ca. 1 Mio Einwohnern  ist sie die drittgrösste Stadt Sibiriens nach Nowosibirsk und Omsk. Sie ist die Hauptstadt der Region Krasnojarsk und ca. 4100 km östlich von Moskau gelegen.
Hier befindet sich der Sitz der russischen Fluggesellschaft Sibaviatrans. In Krasnojarsk liegt das heute zu RUSAL gehörende zweitgrösste Aluminiumwerk der Welt Krasnojarski aljuminijewy sawod (KrAS). Unter anderem, um den Energiebedarf des Aluminiumwerks zu decken, wurde im Jahre 1967 30 km westlich von Krasnojarsk ein Wasserkraftwerk am Krasnojarsker Stausee in Betrieb genommen. Die Leistung des Krasnojarsker Wasserkraftwerkes beträgt 6'000 Megawatt, womit es zu den grössten der Welt gehört.
In Krasnojarsk sind auch mehrere andere Industriegiganten ansässig: Bergbau, Maschinenbau, Chemie, Metallverarbeitung.

Das Klima ist kontinental mit langen Wintern und kurzen, heissen Sommern. Im Winter fällt die Temperatur für etwa 1-2 Wochen bis auf -70°C, liebt aber im winterlichen Durchschnitt bei -10°C. Im Sommer hingegen steigt die Temperatur auf 40°C.
Back
Next
12.06.2014  Tag Russlands
Der Tag Russlands (manchmal fälschlich Unabhängigkeitstag genannt) ist ein russischer Feiertag.

Am 12. Juni 1990 nahm der erste Kongress der Volksdeputierten der RSFSR die Deklaration der staatlichen Unabhängigkeit Russlands an. Genau ein Jahr später fanden die ersten freien Präsidentschaftswahlen in Russland statt. Seit 1994 wird dieses Datum als offizieller Feiertag gefeiert. 2001 erhielt der Tag seine heutige Bezeichnung: „Tag Russlands“.
Offiziell ist der 12. Juni der Nationalfeiertag Russlands. Für die Bevölkerung hat dieser Tag allerdings keinen so hohen Stellenwert wie zum Beispiel der Tag des Sieges am 9. Mai, der weitaus pompöser gefeiert wird.

Jedenfalls war das für uns Grund genug, die Stadtrundfahrt von 9 auf 10 Uhr zu verschieben, damit wir um 12 auf dem Wachberg sind, um den Böllerschuss zu hören. Bei Regen stehen wir auf einer Anhöhe und beobachten unter uns den Soldaten, welcher im Stechschritt auf die Kanone zugeht, die Zündleine in die Hand nimmt und sich wieder zwei Schritte davon entfernt. Unbeweglich verharrt er, bis es endlich Punkt 12 ist. Mit einem kräftigen Zug an der Leine löst er aus und der Knall fährt uns durch Mark und Bein. Nach ein paar Sekunden wiederholt sich der Knall, diesmal schwächer, als dss Echo von den umliegenden Bergen zurückgeworfen wird.
Das wars, wir steigen ein und fahren weiter.
Seltsamerweise sind heute die Strassen nahezu leer - fast niemand arbeitet und die meisten Geschäfte sind geschlossen. Dafür spazieren viele Familien mit ihren Kindern in den Parks und kaufen ihnen Schleckzeug und Luftballons. Wir fahren noch eine Stunde durch die Stadt und halten am Bahnhof und vor dem Regierungsgebäude.
Auf dem Theaterplatz steigen wir aus um die vielen kleinen Läden, welche allerlei Handarbeiten anbieten, zu besichtigen. Dann entschliessen wir uns, in der Stadt zu bleiben. Nach einem gute Mittagessen kehren wir zu Fuss über die grosse Jennisejbrücke zum Standplatz zurück.

Am Abend feiern wir den Geburtstag von  Matew, Illias Sohn, der während seinen Ferien unsere Reise bis Ikursk begleiten darf. Zum Schluss singen wir alle noch die Nationalhymne der Russischen Föderation.
Back
Next
13.06.2014  Kansk
Je östlicher wir kommen, desto schlechter werden die Strassen. Inzwischen sind wir aber in der Taiga angekommen. Dichte Nadel- und Mischwälder prägen die Landschaft. Längst haben wir die unendliche Ebene verlassen und befinden uns im hügligen Sibirien. Politisch betrachtet erstreckt sich Sibirien von Jekatrinburg bis nach Ikursk und von der Mongolei, China und Kasastan im Süden bis zum Nördlichen Polarmeer.
Landläufig, bzw. geografisch wird aber der ganze östliche Teil Russlands als Sibiren bezeichnet.

Während den langen Fahrten durchs Land hatten wir immer wieder Gelegenheit, unser bisheriges Bild von Sibirien zu revidieren. Es ist hier zwar nur während drei Monaten im Jahr Sommer, dafür sind die Tage sehr lang und es kann auch sehr heiss werden. Wir erleben die Zeit bei schönstem Wetter. Manchmal bilden sich Gewitterwolken und es fallen ein paar Tropfen, aber nach ein paar Minuten ist es wieder trocken. Es scheint, als würden wir das schöne Wetter mitnehmen.

In Kansk treffen wir uns bei einem Lastwagenstützpunkt, wo Fernfahrer ihre Fahrzeuge instand bringen, aber auch essen und übernachten können. Hier bietet sich uns die Möglichkeit, zu duschen und die Wäsche waschen zu lassen.
Zu unserer Überraschung ist alles sehr sauber und die Waschfrau, welche die Wäsche entgegennimmt uns sie nach etwa einer Stunde fertig gewaschen hat, achtet sehr auf Sauberkeit: schon am Eingang müssen wir die Schuhe ausziehen und in Galoschen schlüpfen.
Die Wartezeit nutzen wir mit Essen. Anschliessend fahre ich noch in eine Waschanlage, wo das WoMo  von Hand und mit Hochdruck gereinigt wird.
Das urspüngliche Angebot lautete, auf dem Lastwagenparkplatz zu übernachten. Da aber stehen dutzende von Lastern mit laufenden Motoren (Kühlaggregat!) und das wollten wir nicht.
Nach 2 Stunden hat Artem einen besseren Platz gefunden und wir fahren seine Koordinate an.
Dann stehen wir auf einer Anhöhe und geniessen den aussergewöhnlichen Weitblick und den Ausblick auf  den Ort.
Bei am Feuer gebratenen Würsten und Wein geniessen wir den Abend.
Back
Next
Immer wieder überqueren wir die Gleise der Transib. Zwar sind inzwischen viele Brücken gebaut worden, dafür sind die noch bestehenden Übergänge meist katastrophal. Der Strassenbelag ist hier meist sehr löchrig und die Schienen ragen aus der Fahrbahn, so dass der Übergang nur ganz ganz langsam überfahren werden kann, will man nicht einen Schaden am Fahrwerk oder den Reifen riskieren. Viele Bahnübergänge werden auch gar nicht mehr gebraucht, zu beiden Seiten sind die Schienen von Gras überwuchert. Trotzdem sind sie gefährlich. Steht man dann an einer geschlossenen Schranke und wartet auf den Zug, sieht man, dass zusätzlich zu den Schranken auch noch Sperren in der Fahrbahn ausgefahren werden, um das Umfahren der Schranke zu verhindern. Inzwischen wundert uns diese Massnahme nicht mehr, erleben wir doch auf den vielen Kilometern die wir inzwischen gefahren sind, fast 10'000,  wie von Einzelnen unglaublich risikoreich gefahren wird. Der Grossteil der Fahrer verhält sich aber korrekt, mit Ausnahme der Geschwindigkeitsbegrenzungen welche aber auch oft keinen Sinn macht (vergessene Tafeln!).

14.06.2014  Uk
Wider Erwarten steht der Platz in Uk nicht zur Verfügung. Der geplante Platz bei einer Försterei steht nicht mehr zur Verfügung. Darum fahren wir noch ein paar Kilometer weiter und durch ein Dorf, um schlussendlich an einer Landstrasse stehen zu bleiben, an welcher alle WoMos aufgereiht sind. Bereits schon im Dorf haben uns die Kinder mit Interesse verfolgt und jetzt kommen einige Dorfbewohner mit Fuhrwerken, Motorrädern und Traktoren, um uns zu besichtigen.
Am Morgen danach sitzen die Bewohner vor den Häusern uns warten darauf, bis wir an ihnen vorbei fahren. Viele Häuser sind sehr gepflegt. Vor manchen steht ein Sodbrunnen, die einzige Möglichkeit, sich mit Wasser zu versorgen. Als wir aussteigen um einen dieser Brunnen näher anzusehen, werden wir von einer Frau in ein Gespräch verwickelt. In solchen Fällen geben wir den Leuten eine vorbereitete Karte, auf welcher unsere Reisestrecke abgebildet ist, und wo auf der Rückseite ein kurze Erklärung in Russisch, Mongolisch und Chinesisch steht. Es fällt uns auf, dass je weiter wir uns von Moskau entfernen, es sind inzwischen 5'000 km, desto offenener und zugänglicher werden die Menschen.


15.06.2014  Zalari
Auch heute, wie in den vergangenen Tagen, geht es im Besonderen darum, möglichst viele Kilometer zurückzulegen um "endlich" an den Baikalsee zu gelangen. Über den ganzen Tag gesehen, sind wir mit etwa 40 kmh unterwegs. Das heisst, für die heutige Strecke von 324 km müssen wir mit 8 Stunden rechnen - das ist ganz schön anstrengend!
Was uns erwartet ist bekannt: Löcher, Verwerfungen und Holperstrecken.