18.06.2014  Die Tage am Baikalsee, Insel Olchon
Endlich fahren wir auf die Insel. Darauf freuen wir uns schon lange. Nebst einer wunderbaren Landschaft erwarten uns auch ein paar Tage Ruhe und Stille.
Die Fahrt führt uns nordöstlich heraus aus Irkutsk, erst durch eine hüglige Gegend, dann aber werden es für russische Verhältnisse bereits Berge (961 MüM). Die Strasse wird immer schlechter und nach einer 12 km langen Waschbrettstrecke wissen wir, was uns noch erwartet. Stellenweise fahren wir auf einer Strasse, wo bereits der Fahrbahnbelag bergab fliesst und Wellen bildet. Dann ist ein Stück frisch asphaltiert und endet ohne Warnschild abrupt in einer Schotterpiste. Inzwischen kommen wir wieder in immer stärker bewaldetes Gebiet.
Auf der Passhöhe, bei einem kurzen Zwischenhalt, erblicken wir erstmals den See. Mit seinen fast 636 km Länge (Zürich - Paris!) darf man, wie die Einheimischen, mit Recht von einem Meer sprechen. An seiner tiefsten Stelle ist er mehr als 1'600 Meter tief. Die Insel ist etwa 70 km lang und es befinden sich ein paar kleine Dörfer darauf.

Um 12 Uhr erreichen wir den Fährhafen, müssen aber noch etwas warten bis zur Ankunft der Fähre. Wir besuchen eine kleine Fressbude nebenan und kaufen gefüllte Maultaschen und eine Schüssel mit einer guten Gemüsesuppe. Kaum beginne ich zu essen, werden wir auch schon auf die Fähre gerufen. Mit halbleerer Schale und Suppe schlürfend  eile ich nach draussen, gebe aber dann den Rest einem schwanzwedelnden Hund. Wir wollten diese Fähre keinesfalls verpassen, die nächste fährt erst wieder in einer Stunde.
Auf der Fähre finden 2 WoMos und 3 Pkws Platz. Da kann man ausrechnen, wie lange es dauert bis alle übergesetzt sind.

Ab jetzt gibt es nur noch Naturstrassen, manchmal fehlen sogar diese. Nochmals 18 km Rüttelpiste und nach einer Stunde erreichen wir den Abzweiger, welcher uns zur Küste bringen soll. Aber die Strassenabfahrt ist so steil und bucklig, dass ich mir weiter oben eine andere Abfahrt suche, welche ich ohne anzuhängen passieren kann. Dann gehts über zwei schmale Spuren über die Wiese, vorbei an weidenden Kühen und durch sandige Stellen. Jetzt heisst es aufpassen, einerseits stehen zu beiden Seiten Kühe, gerade an dem neuralgischen Punkt und die wollen nicht weg. Andererseits gilt es die Sandstelle mit etwas Schwung zu durchfahren. Also halte ich an und schalte Allrad und Geländegang ein. Jetzt kann ich, hoffentlich ohne Probleme, die kritische Stelle passieren. Noch sehen wir die Fahrzeuge, welche uns auf der Waschbrettpiste überholt haben nicht, fahren aber entsprechend dem Navi weiter. Dann plötzlich tut sich vor uns die ganze Aussicht auf See und gegenüberliegendes Ufer auf. Wir befinden uns an der nordwestlichen Küste der Insel.
Hier ist soviel Platz vorhanden, dass sich jeder seine eigene Ecke aussuchen kann wo er stehen möchte. Aber nicht alle haben nach der Enge hinter dem Hotel Irkutsk das Verlangen nach Abstand und so muss man bis zum letzten Fahrzeug das kommt darauf achten, dass sich nicht noch einer direkt vor die Aussicht stellt.

Am Abend wird Holz geliefert, einerseits für die Sauna, welche gerade am Strand aufgebaut wird, andererseits aber auch für das Feuer, zu welchem Fredi ein Dreibein mit Rost und Pfadikessel mitgenommen hat. Der Rest des Tages verbringen wir mit Ausruhen, Grillen und Diskutieren. Fredi brät die von zuhause mitgebrachten Cervelats und wir braten russische Wurstscheiben mit Spiegeleiern. Nachdem die Sonne untergegangen ist, es ist inzwischen etwa 23 Uhr geworden, gehen wir zu Bett. Die Nacht ist absolut ruhig, keine Stimmen, keine Autos und Flieger - nur die kleinen Mücken summen leise, stechen aber nicht.


Der Tourismus auf Olchon ist im Kommen. Verschiedentlich sieht man neue, kleine Bungalows und sogar ein Hotel habe ich entdeckt. Über die Zahl der Bewohner haben wir nichts Verlässliches erfahren. Ich schätze, dass es vielleicht gegen 1'000 sind. Die Saison dauert hier nur 3-4 Monate. Danach ziehen die allermeisten Bewohner aufs Festland. Es soll bis zu -50° kalt werden. Der See ist dann mehrheitlich zugefroren und kann befahren werden. Was mit den Kühen und Pferden wird, ist nicht klar. Jedenfalls gibt es hier keine saftigen Wiesen, welche gemäht werden könnten. Das spärliche Gras wird vorzu von den Tieren gefressen.
Wilde Tiere gibt es hier kaum, lediglich Erdmännchen sieht man schnell in ihre Löcher verschwinden. Im Winter sollen Wölfe übers Eis kommen, aber keine Bären.
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19.06.2014
Am heutigen Tag lassen wir es uns richtig gut gehen, kein Fahren, keine Exkursion, nur Ausspannen. Es ist die Gelegenheit, das WoMo wieder einmal aufzuräumen und zu reinigen. Während Vreni das Innere ausmistet und putzt, reorganisiere ich die Garage, fülle Trinkwasser nach und spanne das Sonnensegel auf. Dann  setzen wir uns in unsere Klappstühle und geniessen einen GinTonic bis der Hunger kommt. Dann braten wir Schweinsfilet auf Fredis Grill.
Gegen Abend kochen Jacqueline und Fredi ein mitgebrachtes Fondue im grossen Pfadikessel und Sabine bringt ein selbst gebackenes Brot. Es schmeckt uns allen ausgezeichnet, Sabine und Vreni kratzen zusammen noch das "Bödeli" aus dem Kessel und können kaum genug davon bekommen.
So endet ein gemütlicher Tag, mit vollem Bauch und in guter Stimmung.
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20.06.2014
Gegen 9 Uhr werden wir von 2 Geländebussen auf dem Platz abgeholt. Wir fahren zuerst in ein eine Stunde entferntes buriatisches Dorf. Hier werden die alten Kulturgüter aufbewahrt und vor dem Vergessen geschützt.  Bei der Ankunft werden wir von zwei Frauen in der buriatischen Tracht empfangen. Der mongolische Einschlag ist nicht zu übersehen.
Als Willkommensgeste wird uns eine Schale mit rauchendem Oregano gereicht, über deren Rauch wir mit der rechten hand drei Mal streichen um alles Böse von uns abzuwenden. Dann werden Schalen mit Kuhmilch gereicht, wovon jeder einen Schluck nimmt.
Beim geführten Gang durch die Siedlung lernen wir, wie hier die Menschen früher gelebt haben. Dann werden wir in eine hölzerne Jurte zum Frühstück eingeladen. Hölzerne Jurten sind feste Bauten welche von den sesshaften Burjaten gebaut werden.
Die Tische sind bereits gedeckt und wir sehen nebst Brot und Käse auch dicker Sauerrahm und Frischkäse. Dazu gehört eine Schale mit Tee und einen Becher mit vergorener Molke. Das etwa 14% starke Getränke erinnert mich an nasses Leder - ein erster Schluck hat mir gereicht!
Zum Abschluss singen die Burjatinnen noch Lieder und wir werden zum Tanz eingeladen.
Bevor wir weiterziehen besuchen wir noch eine Gemäldegalerie mit Bildern und Fotos eines ortsansässigen Künstlers und gehen zum heiligen Schamanenfels.

Im nächsten Dorf befindet sich der "Supermarkt". Für die Verhältnisse hier verdient er wirklich diesen Namen. Auf etwa 300 m2 findet man alles. Nebst einem reichen Angebot an Lebensmitteln gibt es hier auch Kleider, Schuhe Kinderspielzeug, Wasserpumpen, Autoradios, Schrauben, Sägen Bohrmaschinen - einfach alles was man hier auf der Insel gebrauchen kann. Und was nicht vorrätig ist, wird inner 1-2 Tagen vom Festland besorgt. Das Besondere an den Läden hier ist, dass die Auslage nur ein Muster mit Preisschild zeigt. Wenn wir dann darauf zeigen, wird die entsprechende Ware unter dem Tresen oder im Nebenraum geholt - also keine Selbstbedienung, sondern so wie bei uns vor 60 Jahren!
Wir kaufen 2 kaltgeräucherte und 2 frische Fische aus dem See, sie heissen Omul.

Hier trennen sich die beiden Gruppen. Vreni fährt mit der einen zurück. Die lange Fahrt zum Kap Chobol ganz im Norden würde ihrem Rücken nicht besonders gut tun.

Wir fahren mit dem grossen Bus weiter. Der Bus, inzwischen 21 Jahre alt, läuft immer noch und Nikolaj, der Fahrer, scheut sich nicht, möglichst schnell über die vielen Gräben und Löcher zu fahren. Die ganze Zeit, und es ist bestimmt noch eine Stunde bis zum ersten Ziel, müssen wir uns immer halten und darauf achten, uns nicht irgendwo zu stossen. Bei Senken, wo es wieder steil bergauf geht, beschleunigt er was das Zeug hält und schaltet mit viel Geräusch in den höheren Gang, um dann kurz vor der "Passhöhe" wieder mit viel Zwischengas und Kratzen in den ersten Gang zurück zu schalten.
Die meiste Zeit stehen Dima und der andere Nikolaj, der Führer mit vielen Fingerringen und einer Gebetsschnur um das Handgelenk, vorne neben dem Fahrer und singen oder tragen Gedichte vor.

Dann erreichen wir eine Stelle an der Küste, wo wir den Bus verlassen und etwa 45 Minuten den Strand entlang gehen. Nikolaj sammelt unterwegs allen Müll ein, welcher er am Strand findet. Dann erreichen wir eine höher gelegene Lichtung, wo der Busfahrer und sein Helfer Anatolj bereits am kochen sind. Sie schälen Kartoffeln und hacken Zwiebeln klein. Alles wird, zusammen mit den ganzen, nicht ausgenommenen Fischen in einen grossen Kessel gegeben und eine halbe Stunde gekocht. Dann wird die Fischsuppe verteilt und die Fische, so wie sie sind, auf ein Stück Karton gelegt. Davon kann jetzt jeder der Lust hat, sich mit dem Löffel ein Stück nehmen. Am Schluss ist alles aufgegessen. Für die ausserordentliche Situation schmeckt die Suppe ganz "ordeli".

Nach der Mittagspause fahren wir noch den Rest bis zum Kap. Gerade angekommen sehen wir, wie der extrem starke und kalte Wind den Nebel über die Klippen in den See fliessen lässt. Ein kleiner Marsch bis zur äussersten Spitze lässt uns die rauhe Natur richtig erleben.
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Die Rückfahrt ist ebenso abenteuerlich wie die Hinfahrt. Nikolaj gibt nochmals alles, durch unseren Applaus angefeuert, beschleunigt er wo er kann. Bei Supermarkt halten wir nochmals, um die bestellten Fische abzuholen. Leider hat Wanja vergessen, diese zu bestellen und so hat es nur noch ein paar wenige. Dima verspricht, dass diese morgen nachgeliefert werden. Inzwischen beginnt es noch zu regnen und der Scheibenwischer hat alle Mühe, die Scheibe sauber zu halten. Aber nach ein paar Minuten ist es vorbei.
Müde und zufrieden erreichen wir wieder unseren Platz. Da erwartet uns bereits ein wunderbares Nachtessen, welches Iris und Vreni zubereitet haben: Safranrisotto und Pouletschenkel. Mit Sabine und Michael, Iris und Kai, Jacqueline und Fredi essen wir zusammen und trinken den wunderbaren Chianti in der Magnumflasche, ein Geschenk von W&P.
Mit Jacquelines Handorgelspiel und einem Tänzchen  lassen wir den Abend ausklingen.
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21.06.2014
Für heute wurde eine Bootsfahrt auf dem Baikalsee geplant und entsprechend dem auch ein Boot bestellt. Mit dem Boot, welches nur 18 Personen befördern darf, war vorgesehen, uns in 3 Grüppchen aufzuteilen und jeweils etwa 90 Minuten zu fahren. Gegen 9 zeigt sich aber, dass das Boot nicht kommt. Später erfahren wir, der Bootsführer solle vergangene Nacht zuviel gefeiert haben und könne darum nicht fahren.
Unsere initiative Reiseleitung hat aber alle Hebel in Bewegung gesetzt und so kommen wir gegen 10 in den Genuss von 5 Stunden Bootsfahrt, mit allen Mitreisenden auf 2 Boote verteilt.

Unser erstes Ziel ist die kleine Insel Zamogo. Wir erreichen sie nach etwa 30 Minuten. Mit uns fährt eine Nationalparkführerin. Das Boot verfügt über einen Landungssteg, welcher auf den Strand abgesenkt wird, nachdem das Boot mit Schwung auf den Sand aufgelaufen ist. So können wir an Land gehen ohne dass wir nasse Füsse bekommen.
Nach einem kurzen Stück dem Strand entlange beginnt jetzt der Aufstieg. Oben angekommen geht es auf der anderen Seite der Insel ein Stück abwärts, von wo wir dann in der Ferne die Baikalrobben sehen. Wegen der grossen Distanz sind nur schwarze Punkte auszumachen, welche dann und wann aus dem Wasser aufsteigen. Schade - wir haben gedacht, dass wir den Robben näher kommen würden.
Der Aufstieg hat sich aber trotzdem gelohnt, zum Einen wegen der wunderbaren Aussicht und zum Andern auch wegen den vielen schönen Blumen welche auf dem kargen, sandigen Boden gedeihen.

Dann steigen wir wieder ins Boot und fahren auf die weiter entfernte und grössere Insel Ogoy. Hier erwartet uns auf der Höhe eine Stupa.  Das buddhistische Bauwerk wurde 2005 gebaut und symbolisiert Buddha und Dharma. Die Stupa wird von Buddhisten im Uhrzeigersinn umkreist. Wer die Stätte 3, 7, 21 oder öfter umkreist soll das Karma der Stupa erfahren und in sich aufnehmen. Sie ist auch ein Reliquienbehälter. Diese hier enthalte etwa 30'000 Schriften.

Danach führt uns das Boot wieder zum Ausgangspunkt zurück. Von Weitem sehen wir unsere Wohnmobile am Klippenrand stehen.
Am späteren Nachmittag beginnt der Russisch-Kochkurs. Unter Artems Anleitung werden Randen (Rote Beete), Rüebli (Möhren), Kartoffeln und Zwiebeln geschält. Dann werden die Randen und die Rüebli geraffelt und die Kartoffeln gewürfelt. Ein Teil der Randen und der Rüebli wird getrennt mit Mayonnaise verrührt. Daraus wird ein typischer Brotaufstrich gemacht. Zusätzlich wird auch noch Borschtsch gekocht. Dies ist Russlands Nationalsuppe und besteht im Wesentlichen aus Randen, Kartoffeln und Dill. Sie kann warm oder kalt gegessen werden, uns schmeckt beides. Artem betont aber, dass Borschtsch nie am gleichen Tag wie gekocht gegessen wird, sondern frühestens nach einem Tag im Kühlschrank..
Wie üblich setzen wir uns in einer langen Reihe zusammen und geniessen das Essen. Zur Unterstützung der Verdauung geht Artem wieder einmal mit den Wodkaflaschen um und verteilt grosszügig.
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22.06.2014
Unser letzter Tag auf Olchon bricht an.
Heute haben wir nochmals viel Zeit für uns und unser WoMo. Der Tag beginnt mit einem gemütlichen Frühstück im Freien. Dann werden Scheiben gereinigt, Teppiche und Böden gesaugt, Bettzeug gesonnt sowie Oelstand und Reifendruck kontrolliert. Es bleibt aber auch viel Zeit für Musse, Sauna und für die ganz Harten, das Bad im See bei vielleicht 14°. Ich gehöre definitiv nicht dazu!

Für den Abend ist der Besuch eines Schamanen angekündigt. Wir begeben uns mit unseren Klappstühlen zu einer Senke in der Wiese hinter den WoMos und bilden vor dem inzwischen eingetroffenen Schamanen einen Kreis. Er ist etwa 40 Jahre alt und in ein prächtiges, blaues Gewand gekleidet. An der Brust trägt er gehämmerte Messingplatten und ein Bilder seiner Ahnen. Am Gurt sind ein Pinsel und ein Hornstück befestigt. Auf dem Kopf trägt er eine typische Filzmütze und die Füsse stecken in reich verzierten Schnabelschuhen.
Der Schamane beginnt seine Erzählung mit der Genesis. Er beschreibt die Schaffung der Erde und des Weltalls aus der Sicht seiner Vorfahren, welche die Geschichte seit Menschengedenken weitergegeben haben. 
Dima übersetzt fortwährend.
Dann fährt der Schamane mit Gedichten und Liedern fort und anschliessend haben wir Gelegenheit Fragen zu stellen. Die Aufgabe des Schamanen ist heute wie auch früher, den Kontakt zu den Vorfahren zu halten. Er wird auch oft bei schwierigen Entscheidungen um Rat gefragt. Besonders interessant ist die Antwort auf die Frage von wem er und wann man ihn zum Schamanen bestimmt hat. Seine Antwort ist, dass das schon bei seiner Geburt vorbestimmt war weil er ein "Zeichen" trägt. Gemeint ist, dass der Daumen an seiner rechten Hand doppelt ausgebildet ist. Auf die Frage, ob er auch Kontakt zu Schamanen aus anderen Kulturen habe, antwortet er, dass er via Internet mit einem in Mexico-City korrespondiere - zwei unterschiedliche Welten!
Zum Abschluss bilden wir einen Kreis um zu tanzen und zu singen. Mit einem Gruppenbild verabschieden wir uns vom Schamanen.
In der Zwischenzeit hat eine Burjatin "Hammel" für uns zubereitet. In der Tat ist es aber ein weibliches Lamm im Alter von etwas mehr als einem Jahr. Immer wieder haben wir zur Kochstelle hinüber geschaut um zu sehen, was sich da tut.

Jetzt aber, wo der Schamane weg ist, gehen wir zur Kochstelle um in die Töpfe zu gucken. In dem einen befinden sich Fleischstücke in Suppe, im anderen offensichtlich die Innereien. Wir erfahren, dass von einem geschlachteten Tier alles gegessen werde, die Innereien aber besonders zubereitet würden. So sind die Därme mit den zerkleinerten Innereien gestopft worden und kochen jetzt in der Brühe.

Endlich ist es soweit und wir sehen, was da aus den Töpfen gehoben wird. Die Fleischstücke werden zusammen mit etwas Suppe in die hingehaltenen Teller und Schalen verteilt. Ertaunlicherweise sind fast alle bereit, dieses zu probieren und mancher hat danach gesagt, dass er nicht geglaubt hätte, dass "Hammel" so gut schmecke. Ich suche mir die Zunge und ein anderes schönes Stück aus und bin mit meiner Wahl sehr zufrieden.

Dann aber werden die Äusserungen schon zurückhaltender und die vorgestreckten Teller deutlich weniger, als es um die Innereien geht. Die gefüllten Därme werden aus dem Kessel gehoben und gleich in kleine Stücke geschnitten. Jetzt sieht man auch genau die Füllung und manch einer hat sich gescheut, davon zu probieren.
Die Wenigen, welche keine Scheu gezeigt haben, haben kräftig zugegriffen und das ganze Angebot weggegessen.

Etwas später holt die Köchin dann noch die Leber aus einer mitgebrachten Tasche, schneidet diese in Stücke und steckt sie auf Spiesse, welche sie dann über die Glut legt. Jetzt sind die vorherigen Kostverächter plötzlich wieder da und wollen auch etwas davon. Mit etwas Glück haben wir zwei auch etwas abbekommen.

Damit uns das Gegessene nicht schwer aufliegt, was es ja ohnehin nicht tut, wird jetzt noch vergorene Milch gereicht. Aber wie schon beim ersten Mal schmeckt mir diese immer noch nicht und ich warte auf den Wodka, welcher mit Sicherheit kommen wird. Es war dann auch so.
Mit einem grossen Lob und Kompliment haben wir uns bei unserer Reiseleitung für das interessante und schöne Abschiedsessen vom Olchon bedankt.

Morgen werden wir früh losfahren um möglichst mit der ersten Fähre übersetzen zu können, darum gehen wir ausnahmsweise auch mal zeitig zu Bett.