19.05.2015  Moskau Tag1
Die 470 km nach Moskau gestalten sich abwechslungsreich. Wieder kommen wir an einem umgekippten Laster vorbei. Die Vermutung, dass der Fahrer eingeschlafen ist liegt nahe. Einmal sind wir auch an einem umgekippten Lastenzug vorbei gekommen, bei welchem sich die Ladung, Früchte in Kistchen, über die Strasse verteilt hat. Ich stelle mir vor, dass der Fahrer die Ladung in einem südlichen Land, wie Spanien oder Italien übernommen hat und dann bis hierher durchgefahren ist, weil das ihm vielleicht ein grösseres Einkommen bringt.
Dann sehen wir weit vorne ein Tier am Strassenrand stehen. Ein Pferd,  fragen wir uns? Aber schnell wir klar, dass es ein Elch ist. Als wir uns ihm langsam bis auf etwa 100 Meter genähert haben, macht er kehrt und verschwindet im Gebüsch.

Der Strassenzustand wechselt immer wieder zwischen "holprig-fahrbar" und "geht-gerade-noch", und so schwankt die vernünftige Geschwindigkeit zwischen 50 und 80 kmh. Mit dem 30 Meter vor dem Fahrzeug fixierten Blick auf die Strasse, um Schlaglöcher möglichst früh zu erkennen, fahren wir in Schlangenlinien, sofern dies der Gegenverkehr zulässt. Immer wieder müssen wir fehlenden Dolendeckeln und Löchern, gross wie Autoreifen ausweichen. Wehe man übersieht eines! Das Fahrwerk würde das bestimmt übelnehmen.
Und so sind wir oft nach einer guten Stunde so müde, dass wir uns im Fahren abwechseln müssen.

Aber dann kommen wir der 14-Millionen-Metropole Moskau näher und entsprechend besser werden auch die Strassen. Jetzt wechseln sich diese zwischen sechsspurigen Autobahnen und Baustellen ab, bei welchen die bisherigen 2 Spuren erweitert werden. Ihr könnt euch vorstellen, was sich jeweils vor einer Verengung abspielt!

Das Angebot der Reiseleitung war, dass wir uns an einer Tankstelle vor dem äussersten Autobahnring treffen würden, um dann gemeinsam, sprich im Konvoi, ins Zentrum geleitet zu werden. Zu diesem Zweck haben wir die entsprechende Koordinate ins Navi programmiert, aber kurz vor dieser Stelle haben sich wegen einer Baustelle die Spuren verengt und dabei sind wir am Treffpunkt vorbeigefahren.
Was nun?
Zuerst also mal ruhig weiterfahren, denn an ein Anhalten war nicht zu denken. Es ist inzwischen auch schon 17 Uhr und wir stecken mitten im Berufsverkehr. Nach ein paar Kilometern fahren wir von der Autobahn und programmieren, am Strassenrand stehend, das Navi auf das neue Ziel.
Dann ordnen wir uns wieder in den Verkehrsstrom ein und schwimmen inmitten von 4 - 6 Spuren dem definitiven Ziel entgegen.
Immer wieder stehen die Kolonnen, wir haben dafür aber die Zeit, uns umzusehen und auch Fotos zu machen. Zwischendurch müssen die Spuren enger zusammenrücken, damit die Ambulanz und die Polizei auch noch durch kommt. Es zeigt sich, dass es uns am wohlsten ist, wenn wir unmittelbar hinter einem Laster fahren. So will keiner sich vor uns eindrängeln und hinter einen Laster setzen, auf diese Weise sind wir überraschend gut bis zum Campingplatz im Sokolniki-Park, inmitten von Moskau, gekommen.
Nebenbei bemerkt: die Konvoifahrer hatten richtig Stress. Sie durften das vordere Fahrzeug nicht aus den Augen verlieren, mussten aber auch auf das Hintere achten. Zudem waren wir gegen eine Stunde schneller am Ziel.
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Der Sokolniki-Park war das ehemalige Jagdrevier der Zaren und des Adels. Heute ist er Moskaus beliebtester Sportpark, der zu jeder Jahreszeit zahlreiche Gelegenheiten für die verschiedensten Sportaktivitäten bietet.
Im Sommer dominieren die Jogger, Leichtathleten und man kann schwimmen gehen. Fahrräder, Inline Skates, Tretautos und anderes mehr kann vor Ort gemietet werden. Abgesehen davon gibt es ein Freilichttheater.  Es ist Wochenende und schönes Wetter und entsprechen gibt es auch viele Aktivitäten. Die Kinder tummeln sich in den Wasserfontänen, welche aus dem Boden schiessen. Nebst Restaurants und Eisbuden treffen wir auch auf Fernsehteams welche Werbefilme drehen, aber auch regionale Aktivitäten aufzeichnen. So ist für den kommenden Tag ein Interview mit uns Camperreisenden geplant.
Vom kleinen Campingplatz aus, quer durch den Park, erreichen wir in einer Viertelstunde die Metrostation und den Supermarkt.
Am ersten Abend gehen wir mit ein paar Mitreisenden in ein nahegelegenes Restaurant um zu essen. Das Angebot ist etwas bescheiden, Schaschlik vom Huhn oder Schwein, Bratkartoffeln und Salat. Das Essen kostet fast nichts, umgerechnet 8 Fr. für beide Portionen, kann mich aber auch nicht besonders begeistern, nicht zuletzt auch weil die Bedienung nicht sehr motiviert wirkt.
Punkt 10 Uhr, die Tische unter dem Vordach sind alle noch besetzt, schliesst das Restaurant und die Beleuchtung erlischt - alle sitzen im Dunkeln vor den vollen Gläsern und Teller.
Für den nächsten Tag ist die erste Stadtführung angesagt.
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20.05.2014   Moskau, Tag 2
Um 9 Uhr wartet der Bus am Eingang zum Campingplatz. Trotz des nahegelegenen Zentrums dauert die Fahrt gegen eine Stunde. Sie führt uns entlang der Moskwa, dem Fluss der durch Moskau führt, zu verschiedenen russisch-orthodoxen Kirchen und Kathedralen, unter anderem auch zur Christi-Erlöser-Kathedrale. Die Frauen sind gehalten, ein Kopftuch mitzunehmen und bei den Männer sind kurze Hosen unerwünscht.
Es zeigt sich dann auch, dass alle Frauen und Mädchen  im Inneren der Kirchen die Haare bedecken. Dazu stehen am Eingang jeweils auch Kopftücher bereit. Nachdem das Fotographieren im Inneren gestattet ist, nutzen wir die Gelegenheit eifrig, vermeiden es aber, die Betenden direkt abzulichten. Die goldene Pracht und die Vielfalt an Ikonen sind beeindruckend und wir werden in den kommenden Tagen in Moskau noch viele weitere Kirchen besuchen können.

Ein kurzer Halt auf dem "Spatzenhügel" (Vorobyovy Gory) ermöglicht uns einen beeidruckenden Blick über die Stadt zu werfen. Am linken Bildrand ist die sogenannte Skyline von Moskau zu sehen, ein Stadtteil, in welchem in den letzten Jahren viele hohe Büro- und Wohntürme gebaut wurden.
Von hier aus sehen wir auch das Hauptgebäude der Lomonossow-Universität mit dem "Roten Stern" auf der Spitze, eine der "Sieben Schwestern". Dies ist eine Bezeichnung für die sieben im Auftrag Stalins im Sozialistischen Klassizismus erbauten Hochhäuser in Moskau. Manchmal werden sie auch Stalins Kathedralen oder Stalinfinger genannt; im russischen Sprachgebrauch ist die Bezeichnung Stalin-Hochhäuser am geläufigsten. Sie wurden in den letzten zehn Jahren der Stalin-Herrschaft erbaut.

Wir fahren durch die Strassen und kommen an vielen Metro- und Eisenbahn-Bahnhöfen vorbei. Besonders beeindruckend ist der Jaroslawler Bahnhof. Er soll der hektischste von allen Moskauer Bahnhöfen sein. Täglich fahren hier über 300 Züge ab. Der Jaroslawler Bahnhof ist für Moskau das Tor nach Norden. Hier fahren die Züge nach Sibirien, nach dem Ural und in den Fernen Osten ab. Hier beginnt auch die längste Eisenbahnlinie Moskau-Wladiwostok, die über 9 Tausend Kilometer lang ist.
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21.05.2014   Moskau, Tag 3
Für den Vormittag ist der Besuch der Metro angesagt.
Der Bus fährt uns an eine der Metrostationen im Zentrum. Im Inneren erklärt uns die Führerin, wie man die Billette kauft und dass man mit einem Billet, welches nur 60 Rubel (Fr. 1.50) kostet, den ganzen Tag und auf dem ganzen Netz fahren kann solange man keine Station durch die Drehkreuze verlässt. Aber das ist ja nicht die eigentliche Attraktion der Moskauer Metro, die Stationen sind aufgrund ihrer teilweise sehr anspruchsvollen Architektur als unterirdische Paläste bekannt. Die Metro wird täglich von bis zu neun Millionen Fahrgästen benutzt. Die Züge  verkehren zwischen 5.30 Uhr morgens und 2.00 Uhr in der Nacht.
Über mehrere Rolltreppen fahren wir in die Tiefe der Stadt. Moskaus Metro-Bahnhöfen sollen zu den tiefsten der Welt gehören. Jeder Bahnsteig dient nur immer einer festgelegten Linie und verkehrt immer in die gleiche Richtung. Die Zügen folgen in Abständen von etwa 90 Sekunden, jedenfalls war dies so, als wir damit fuhren.
Im Untergrund treffen wir auf palastartig ausgebaute Gewölbe, mit Bildern und Mosaiken dekortierten Wände und Decken. Selbst die Böden sind mit Marmorplatten belegt.
Dann steigen wir in eine der Linien und fahren 4 Stationen, um dort auszusteigen und ebenfalls die Ausstattung zu bewundern. Kaum fährt die Bahn ein, öffnen sich die Türen und nach vielleicht 10 Sekunden schliessen sie sich wieder und er fährt weiter.
Doch zuvor ergiesst sich ein Menschenstrom in die Gänge. Wir werden geschoben und gestossen. Menschen hetzen an uns vorbei, kaum jemand zeigt ein Lächeln oder ein entspanntes Gesicht. Alle streben dem Ausgang zu. Nur schnell-schnell raus und an die Arbeit!
Unsere Führerin unterbricht für einen Moment ihre Erläuterungen bis wieder Ruhe eingetreten ist. Aber schon eine Minute später wiederholt sich das Geschehen.
Erleichtert stehen wir in der Metro und zählen die Stationen um ja an der richtigen auszusteigen. Nach weiteren 3 Linienwechseln und ein paar wenigen Stationen steigen wir aus um mit dem Bus zum Kreml zu fahren..
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Wir stehen auf dem Parkplatz vor dem Kreml und haben soeben den Bus verlassen. Vor uns erheben sich die farbigen Kuppeln der Basilius-Kirche.

Kreml ist die Bezeichnung für eine Wehranlage. Sogut wie jede ältere Stadt hat einen Kreml, in welchem sich meistens der Regierungsitz befindet.
Die Geschichte des Moskauer Kreml geht bis in das 12. Jahrhundert zurück als Ivan I. eine Befestigungsanlage auf dem Hügel über der Moskwa errichten liess. Seit dieser Zeit ist der Kreml Sitz der Zaren und des Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche von Russland ist. Im 18. Jahrhundert verlegte Zar Peter I. die Hauptstadt nach St. Petersburg, jedoch am Ende des Zarentum mit der Oktoberrevolution 1917 wurde der Kreml von Moskau wieder Regierungssitz. In der Geschichte wurde der Kreml mehrfach in Kriegen, zuletzt durch Napoleon, stark beschädigt, aber immer wieder aufgebaut. Zur Wahl für die neuen Weltwunder stehen neben dem Kreml auch der Rote Platz und die St. Basilius Kathedrale die 1555 von Ivan dem Schrecklichen erbaut wurde.

Wir betreten den Roten Platz, welcher sich ausserhalb des Kremls befindet und sind erstaunt, aber auch enttäuscht über dessen Grösse. Sieht man im Fernsehen jeweils die Oktoberparade, so bekommt man den Eindruck eines sehr grossen Platzes, auf welchem ganze Truppenverbände im Defilée vorbei ziehen.
Steht man aber wie wir vor dem Lenin-Mausoleum, welches übrigens erst kürzlich aufwendig renoviert werden musste, so lässt sich den Platz leicht überblicken. Im Hintergrund ist der Rüstkammerturm zu sehen.
Im Gegensatz zu vor ein paar Jahren scheint das Interesse am kommunistischen Revolutionsführer Lenin (1870-1924) zu schwinden. Dies lässt sich jedenfalls vermuten, nachdem kaum noch lange Warteschlangen anzutreffen sind und der Zutritt schnell erfolgen kann.

Wir benutzen die Gelegenheit, um ein Gruppenfoto zu machen.

Über Mittag besuchen wir das direkt gegenüberliegende Warenhaus GUM (Glawny Uniwersalny Magasin, zu Deutsch Hauptkaufhaus), ein ehemaliges Kaufhaus und heute ein edles Einkaufszentrum. Mit einer Fläche von rund 75'000 m² und einer über 100-jährigen Geschichte ist es eines der bekanntesten Handelsunternehmen und war nach alter Konzeption das grösste Warenhaus Europas.
Der 250 Meter lange und 88 Meter breite Innenraum des Gebäudes beherbergt auf drei Etagen rund 200 separate, unterschiedlich grosse Ladenlokale entlang dreier glasbedachter Längspassagen (auch Linien genannt) und dreier Querpassagen sowie der über ihnen beidseitig gelegenen, durch Brücken miteinander verbundenen Galerien in den beiden Obergeschossen.
Wir haben gehört, dass sich in der 3. Etage ein Selbstbedienungsrestaurant mit grosser Auswahl befinden soll. Hungrig wie wir sind, gehen wir direkt dorthin, ohne den vielen exklusiven Markengeschäften grosse Beachtung zu schenken. Übrigens bekommt man alles was es dort gibt auch zu Hause!!

Wir setzen uns zusammen mit Ingrid, Horst und Michael an einen Tisch, nachdem jede und jeder sich das geholt hat, wonach ihm der Appetit stand.
Kurz nach 3 Uhr wollen wir uns wieder mit unserer Führerin treffen, nachdem wir uns zuvor die Wachablösung am Denkmal des Unbekannten Soldaten angesehen haben. Bei brütiger Hitze und regungslos stehen 2 Wehrmänner neben der ewigen Flamme. Dann kommt die Wachablösung im Stechschritt, mit bis zur Brust erhobenen Fussspitzen. In disziplinierter Haltung wird die Wache übergeben. Die zwei abgelösten Soldaten schreiten nach einer Stunde ruhigem Stehen als ob nichts gewesen wäre in die Kaserne zurück.

Anschliessend betreten wir den Kreml um die grossen Anlagen, Denkmäler und Kirchen zu betrachten. Nochmals besuchen wir Kirchen und Kathedralen und hören den immer wieder gleichen Erklärungen zu - langsam haben wir genug davon.
Müde kehren wir zum Platz zurück.