12.10.2014  Teheran
Die Fahrt von Isfahan nach Teheran (persisch Tehran) verläuft unspektakulär. Die Strasse ist gut und der Verkehr
flüssig. Unterwegs halten wir, damit Vreni noch Dörrfrüchte kaufen kann. Das Angebot besteht aus Aprikosen und
kleinen Feigen. Dazu kaufen wir auch noch getrocknete Pistazien. Beim Bezahlen machen der Verkäufer und die
extra herbeigeeilten Passanten ein Aufheben. Wahrscheinlich liegt der Grund darin, dass Vreni den ganzen Bündel
Geld in den Händen hält und jeder meint, er könne den Preis gestalten wie es ihnen gerade beliebt. Jedemfalls
wusste Vreni sich zu wehren und wir haben das Gewünschte bekommen.

Direkt am Stadrand von Tehran befindet sich der Iman Khomeini-Shrine. Davor befindet sich ein grosser Parkplatz,
mit Grünstreifen und Bäumen unterteilt, so dass hie die pilgernden Gläubigen übernachten können.
Auf dem Platz treffen wir auf die Seabridge-Gruppe, welche vor 3 Wochen zu ihrer Süd-Asien-Reise in Istanbul
gestartet sind. Ihre Reise führt bis nach Singapur und dann via China und Russland zurück. Sie werden gegen ein
Jahr unterwegs sein. Bei Gesprächen auf dem Platz tauschen wir interessante Infos aus.

Kurz vor der Dämmerung besuchen wir noch den Shrine.
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13.10.2014
Um 8 Uhr starten wir zur Stadtbesichtigung. Innerhalb der Parkanlage des Saadabad-Palestes besichtigen wir den Grünen- und den Niavaran-Palast, welche zu den Sommerresidenzen des Schahs gehörten. Das grösste Gebäude ist der Weisse Palast, früher Zeremonien- und Empfangspalast von Reza Schah Pahlavi (1878-1944) und seinem Sohn Mohammad Reza Pahlavi (1919-1980). Weitere Gebäude sind der Palast der Mutter des Schah, der Palast des Kronprinzen, der Schwarze Palast und der Grüne Palast, des ältesten und architektonisch wichtigsten Bauwerkes des gesamten Komplexes.
Inzwischen beginnt es leicht zu regnen - nach der langen Trocken- und Hitzeperiode ist das eine wilkommene Abwechslung und kaum jemand will sich gegen die wenigen Tropfen schützen.

Sehenswert wäre auch der Golestan-Palast und das Glasmuseum. Leider sind heute beide geschlossen die Kronjuwelen somit nicht zu besichtigen, was bei einigen Enttäuschung verursacht hat.
Der Besuch von Palästen ist für unseren Begriff nicht besonders interessant. Vieles wirkt verstaubt, die Räume werden ja auch seit fast 40 Jahren nicht mehr bewohnt.

Interessant aber ist der Besuch des 435 Meter hohen Fernsehturms Milad Tower. Nachdem wir in einer langen Schlange auf den Lift gewartet haben, fahren wir mit einem Schindler-Lift mit 7 m/s und innert 50 Sekunden zur Aussichtsplattform hoch. Die Plattform ist zwar eingezäunt, der Blick über die Stadt ist aber trotzdem eindrücklich. Das Wetter ist inzwischen nicht besser geworden und die trübe Luft begrenzt die Sicht.

Für den Abend ist im Stadtinneren ein Seabridge-Essen angesagt. In der Zwischenzeit darf man sich die Zeit in der Stadt totschlagen. Das wollen wir aber nicht und fahren mit dem Taxi zum Stellplatz zurück.

Um halb Sechs treffen wir uns mit den anderern Zurückgekehrten, um mit 2 Taxis zum Restaurant zu fahren.
Damit beginnt eine Odysee. Die beiden Fahrer fahren hintereinander durch die Stadt und es macht den Anschein, als dass sie das Lokal nicht kennen würden. Jedenfalls gewinnen wir den Eindruck, dass wir im Kreise fahren. Nach eineinhalb Stunden halten sie vor einem Retaurant mit dem besagten Namen und wir atmen auf - aber nicht lange. Es zeigt sich, dass es mehrere Restaurant mit dem gleichen Namen gibt uns wir natürlich im falschen sind. Nach einigen Telefons von Artem mit Sirous, unserem iranischen Begleiter,  steht fest, wohin wir müssen. Der hilfsbereite Eigentümer organisiert uns zwei Taxis und so geht die Fahrt weiter. Nach einer Viertelstunde sind wir immer noch nicht am Ziel angelangt, obwohl der Fahrer wie ein Irrer fährt und dazu noch überlaut mit uns reden will. Bei einem weiteren Telefon mit Sirous erfahren wir, dass es noch etwa 20 km bis zum Ziel sind.

Nach zweieinhalb Stunden Irrfahrt erreichen wir endlich das richtige Lokal. In der Zwischenzeit sind die anderen unserer Gruppe natürlich fertig mit Essen und stehen kurz vor dem Aufbruch. Aber dank Sirous' beherztem Intervenieren wird uns ein sofort speziellen Nachtessen aufgetrage - viel besser als das dasjenige der Gruppe!
So bekommen wir Spiesse mit Lammkotelettes und Geflügel nebst Reis, Bratkartoffeln und Gemüse. Der absolute Hammer aber ist eine gar gekochte Lammkeule, deren Fleisch sich wunderbar vom Knochen löst. Nach einem kurzen, aber wunderbaren Essen, während dem die anderen auf uns warten, besteigen wir den Bus und fahren zu unseren WoMos zurück.

Teheran ist mit seinen 15 Mio Einwohnern ein Verkehrsmoloch. Im Vergleich zu den anderen iranischen Städten beherrscht hier der Strassenverkehr die ganze Stadt. Durchkommen ist schwierig und raubt viel Zeit. Was wir zu sehen bekommen haben hat uns nicht besonders beeindruckt, geschweige denn begeistert.
Morgen fahren wir ans Kaspische Meer. Davon erwarten wir mehr Natur und weniger Hektik.

Noch etwas zur neueren Geschichte Teherans:

Um das Jahr 1800 zählte man etwa 15'000 Einwohner. Unter Fath Ali (1762-1834) entstanden zahlreiche Moscheen, Medressen und Paläste, unter anderem auch der Golestanpalast. Auch die Befestigungsmauer um die Stadt wurde teilweise restauriert. Der Kadscharenherrscher Naser al-Din Schah (1831-1896) vergrösserte während seiner Regierungszeit das ursprüngliche Stadtgebiet um das Fünffache. Er liess die alte Stadtmauer abreissen und durch eine neue mit prächtigen Stadttoren ersetzen. 1883 zählte man bereits über 100'000 Einwohner. Damit wurde Teheran zur grössten Stadt Persiens, bedingt auch durch die starke Zentralisierung des Landes.
Unter Reza Schah Pahlavi wurde die Stadt in den 1930er Jahren nochmals vergrössert, eine durchgehende Strasse quer durch die Stadt gebaut und die alten Kadscharenansiedlungen eingeebnet. Die alte Befestigungsmauer riss man ab und baute ein neues geometrisches Strassennetz. Durch die Transiranische Eisenbahn wurde Teheran mit dem Kaspischen Meer und dem Persischen Golf verbunden.

Bedeutend war die Teheran-Konferenz von Churchill, Roosevelt und Stalin in der Zeit vom 28. Nov. bis 1. Dez. 1943. Thema war in erster Linie die Absprache über die weitere Vorgehensweise auf dem europäischen Kriegsschauplatz im Jahre 1944 und die Zeit nach einem Sieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg.
In den 1960er und 1970er Jahren wurde während der Regierung von Schah Mohammad Reza Pahlavi das Strassennetz erweitert. Zu den dauerhaften Leistungen des Schahs zählen die Ansiedlung von Industrie und die Schaffung einer modernen Infrastruktur.
1979 kam es im Rahmen der Islamischen Revolution in Teheran zu Unruhen, in deren Verlauf Ruhollah Chomeini (1902-1989) die Islamische Republik Iran proklamierte und die Botschaft der USA besetzt wurde (Geiselnahme von Teheran). Der Schah floh mit seiner Familie ins Ausland.

Im Ersten Golfkrieg (1980-1988) war Teheran Ziel irakischer Luft- und Raketenangriffe. Am 22. September 1980 bombardierte die irakische Luftwaffe erstmals die Hauptstadt. 1985 begann der sogenannte „Städtekrieg“. Dabei wurde Teheran mehrmals von ballistischen Raketen des Irak getroffen. Der grösste Teil der Opfer, die bei den Angriffen starben, waren Zivilisten.