18.10.2014   Grenzübertritt Iran - Armenien
Von Tabris aus erreichen wir den Grenzort Nurduz in etwa 2 Stunden und stehen bereits um 10 Uhr an der Grenze. Vorher ist aber noch Tanken angesagt. So billigen Diesel (10 Rp/lt) bekommen wir nirgensmehr. Um uns herum stehen Lastenzüge welche wie wir auch nach Armenien einreisen wollen. Zahlreiche Personenwagen bringen Grenzgänger oder warten auf solche, welche sie dann nach Tabris führen. Einer der Wartenden nimmt aus dem Kofferraum Kistchen mit Granatäpfel und es dauert nicht lange, bis sich Männer um ihn scharen, Früchte kaufen und diese gleich am Platz essen. Wie es sich hier so gehört, werden die Schalen der Granatäpfel auf den Boden geworfen.
In der Zwischenzeit sammelt Sirous die Carnet-de-Passage ein um den Ausfuhrstempel zu holen. Es dauert 3 Stunden, bis wir diese, zusammen mit den Pässen zurückerhalten und wir ausreisen dürfen.

Die armenische Grenze zum Iran wird von Armenen und Russen gleichzeitig kontrolliert und gesichert. Über eine Brücke, welche erst vor etwa 20 Jahren erstellt wurde, vorher war dies kein Grenzübertritt, fahren wir ins Niemandsland. Am Ende der Brücke steht ein Sanitäter, welcher bei jedem Fahrer die Temperatur misst, vielleicht um das Einschleppen von Seuchen zu verhindern?? Die Beifahrer(-innen) werden nicht getestet. Wegen der grossen Präsenz der Wachen verzichte ich aufs fotographieren - leider, es hätte die eine oder andere wertvolle Szene gegeben.
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19.10.2014  Erster Tag in Armenien
Wir erwachen früh. Draussen ist es kühl und wir sind froh um unsere Heizung, welche ich jetzt einschalte um das Innere innert ein paar Minuten auf 22 Grad aufzuwärmen.
Jetzt, wo es hell ist, sehen wir, dass wir vor einem verlotterten Haus stehen. Nach einem kurzen Meeting mit Infos über die zu fahrende Strecke fahren wir los. Unser heutiges Ziel ist das Kloster Tatev.

Die Fahrt durch Schluchten und über Berge offenbart uns, dass hier der Herbst bereits eingekehrt ist. Die Bäume stehen in wunderbaren Farben und am Strassenrand häuft sich das Laub. Wäre es jetzt regnerisch, könnten die Strassen glitschig sein, aber das Wetter meint es weiterhin gut mit uns.
Auf der ganzen Reise haben wir vielleicht an 10 Tagen Regen gehabt, mehr nicht!

Am späten Nachmittag erreichen wir auf 1500 Meter den heutigen Übernachtungsplatz Wir befinden uns an der "Talstation" der Seilbahn welche zum Kloster Tatev führt. Interessanterweise liegt die Talstation etwa 70 meter höher als die Bergstation. Das darum, weil die Seilbahn zwei Schluchten überwindet und das Kloster bei schlechtem Wretter nur schlecht zu erreichen ist.
Eigentlich hätten wir auch gleich zum Kloster fahren können, man hat uns aber gewarnt, dass es beim inzwischen eingetretenen Regen schwierig zu befahren wäre. Also bleiben wir bei der Talstation.

Wir erfahren, dass die Anlage von der schweizerischen Garaventa-Doppelmayr gebaut wurde und mit 5752 Meter die längste Seilbahn der Welt ist.
Eigentlich wollen wir mit der Bahn zum Kloster hochfahren, hören aber, dass diese um 6 schliesst und für morgen wäre eine Revision angesagt. Also verzichten wir darauf.

Das dazugehörende moderne Restaurant scheint ebenfalls aus schweizerischer Hand zu stammen und eine Tafel zeigt, dass unter den Gönnern der Foundation mehrere schweizerische Namen stehen.

Die vielversprechende Speisekarte, und nachdem Vreni bei Fritz ein Kalbskotelett gesehen hat, veranlasst uns, zusammen mit Jaqueline und Fredy dort zu essen. Nach etwa einer halben Stunde kommen 4 Teller mit unseren "Koteletten". Was wir aber auf den Tellern finden sind grosse Fleischbrocken an brauner Sosse, mit etwas Gemüsegarnitur, aber ohne Kartoffeln.
Nachdem wir die Teller zurückweisen kommt der Chef und will uns weismachen, dass dies genau das wäre, was wir gemäss Karte bestellt haben. Weil wir in der Diskussion nicht weiter kommen, rufen wir Tiran zu Hilfe.
Nach langem Hinundher einigen wir uns, dieses Fleisch zu behalten, jedoch mit Kartoffeln und zum Preis von 4000 statt 5500 wie in der Karte angeboten.
Dann kommt das Essen aus der Küche zurück. Es ist inzwischen bereits 18 Uhr und das Restaurant schliesst. Wir lassen es uns schmecken, obwohl das Personal sichtbar ungeduldig herumsteht.Die braunrote Granatapfelsauce schmeckt prima und die Pommes sind knusprig. Der Wein schmeckt. Es wäre ein gelungener Abend gewesen wenn das "Missverständnis" nicht gewesen wäre.

Später dann, als ich mir den Abend nochmals durch den Kopf gehen lasse, komme ich zum Schluss, dass wir eigentlich im Fehler waren. In der Karte steht "Veal Fillet"  und darunter versteht man Kalbfleisch. Dass Fritz ein Stück bekommen hat, welches Vreni als Kotelett angeschaut hat, ist Zufall. Aber eigentlich ging es um Kalbfleisch, welches nach Landessitte zerlegt wurde und dann sehen die Stücke halt unterschiedlich aus.

Während dem der Regen aufs Dach prasselt, schlafen wir ein.
20.10.2014   Tatev
In der Nacht erwache ich und höre, dass der Regen aufgehört hat.
Um 7 stehe ich auf und finde die Erklärung: es hat in der Nacht angefangen zu schneien. Nach kurzem Überlegen beschliessen wir, mit dem WoMo die "schwierige Strecke" zu wagen. Zuerst gehts 10 km ins Tal hinunter, wo die befestigte Strasse endet. Dann folgen 5 km Naturstrasse. Ich schalte den Allrad ein und bei Schneetreiben fahren wir hoch. Unterwegs begegnet uns ein Schäfer welcher seine Tiere ins Dorf hinunter treibt. Oben angekommen kann ich sagen, dass die Strasse nicht halb so schlimm ist wie angegeben.

Unter Tirans kundiger Leitung besuchen wir das Kloster. Wir sind nur zu viert. Die anderen haben die Fahrt nicht gewagt.
Dank einem Bild aus dem Internet bekommen wir einen Überblick von der Klosteranlage. Das besondere Wetter hat mir keine sonnigen Bilder beschert.
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Nach ein paar Kilometern durch die Einöde, es ist inzwischen 13 Uhr geworden, erreichen wir die armenische Grenzstation. Hier werden wir über Stunden mit Papierkram von Schalter zu Schalter und wieder zurück geschickt.
Als ich dann vermeintlich alles habe gehe ich zum WoMo zurück um auszureisen, werde aber am Ausfahrtszaun zum Scanner gewiesen.  Es ist etwa 17 Uhr und bereits dunkel. Im Scanner werden die Lastwagen durchleuchtet um illegale Güter oder geschmuggelte Menschen zu erkennen. Weil niemand den Scanner bedient fahre ich nach 10 Minuten wieder zum Gate, werde aber sofort wieder zum Scanner zurückgeschickt. Dort warten jetzt inzwischen mehrere Lastwagen und ich reihe mich ein. Nach etwa einer weiteren halben Stunde fahren die Lastwagen und ich durch den Scanner, ohne dass wir gescannt werden. Dann werde ich mit den Worten "Finisch" zum Gate gewiesen, wo ich erfahre, dass der Scanner defekt sei. Nachdem ich den letzten Stempel erhalten habe, inzwischen sind es 8 Stück, fahre ich endlich durch den Grenzzaun.
Es ist jetzt 19 Uhr, stockdunkle Nacht und wir fahren als Dritte nach 500 Meter auf einen Parkplatz um zu übernachten. Die letzten erreichen den Platz um 23 Uhr.
Was für ein Tag!
Dies ist der Moment, wo alle Frauen ihr Kopftuch weit von sich werfen!
Armenien ist ein christliches Land, also kein Verhüllen, kein Kopftuch!
Geschichte
Das Kloster wurde im 9. Jahrhundert am Ort eines alten Heiligtums erbaut. Es war ein sehr grosses intellektuelles Zentrum von Armenien und zwischen 1390 und 1453 eine anerkannte Universität, wie diejenigen von Sanahin und Haghpat. Viele wichtige Theologen der Epoche haben an dieser Universität gelehrt oder gelernt. Tatev war das politische Zentrum des Fürstentums Sjunik und der Sitz des Erzbischofs von Sjunik, dessen Sommerresidenz sich wenige Kilometer östlich im Kloster Bgheno-Noravank befand. Im 10. Jahrhundert hatte Tatev eine Bevölkerung von 1000 Menschen und kontrollierte zahlreiche Dörfer. Im 13. Jahrhundert besass es 680 Dörfer; einige der Dörfer kämpften jedoch hart, um sich vom Einfluss Tatevs zu befreien.
Als 1338 die Gladzor-Universität, die vermutlich im Kloster Tanahat beheimatet war, schliessen musste, unterrichtete der Philosoph Hovhannes Vorotnetsi (1315-1388/98) zunächst im Kloster Vorotnavank, bevor er um 1340 in Tatev eine bedeutende Bildungseinrichtung gründete, die bis 1434 bestand. Sie war das spirituelle und kulturelle Zentrum Armeniens; teilweise lebten und arbeiteten dort 500 Mönche.
Wie viele armenische Klöster des Mittelalters wurde Tatev mit einer Mauer zur Abwehr der Invasionen dieser Zeit umgeben. Die strategisch vorteilhafte Position auf einem Bergvorsprung, begrenzt durch eine tiefe Flussschlucht mit steilem, felsigen Hang begünstigte die Errichtung eines mächtigen Verteidigungskomplexes an dieser Stelle. Das Kloster wurde in Sowjetarmenien in den 1920er-Jahren aufgelassen, aber seit der Erlangung der Unabhängigkeit durch die Republik Armenien besteht wieder kirchlicher Betrieb.

Klosteranlage
Das Klostergelände umfasst drei Kirchen. Das Hauptdenkmal ist die Kirche für die Apostel Peter und Paul, Surb Pogos-Petros, erbaut zwischen 895 und 906. Es ist in der Art der gewölbten Basiliken des 7. Jahrhunderts erbaut, besitzt aber weitergehende besondere Eigenschaften. Die Längsrichtung beherrscht das mittlere Kirchenschiff, gekrönt von einem gewaltigen Kreuz. Im Unterschied zur gewölbten Basilika hatte die Kirche in ihrem Westteil mehrere Nebengebäude, deren Ecken als Stützpfeiler der Kuppel dienten und die Ostpfeiler verschmolzen nicht mit den Wänden der Altarapsis. Infolgedessen ist die Querform des Interieurs nicht sehr ausgeprägt. Diese Charakteristiken geben Anlass, die Kirche als ein Zwischenglied hin zur Entwicklung der Kuppelhalle in einen Kuppelbau mit Querflügeln anzusehen, der später weite Verbreitung in Armenien fand.
Die Fassaden der Kirche sind glatt und frei von überflüssiger Detaillierung. An der östlichen Fassade gibt es zwei tiefe Dreiecksnischen, ähnlich wie Fenster gekrönt und gerade mit dünnen verzierten Rändern. Vier von ihnen wurden mit Darstellungen menschlicher Gesichter verziert, die mit Schlangen mit hervorstehenden Stacheln verziert sind. Die Armenier glaubten, dass Schlangen ihre Häuser beschützen würden. Die oval geschnittenen Köpfe sind schematisch gehalten. Die einzige Ausnahme ist an der nördlichen Fassade, in der der Bildhauer offensichtlich versuchte bestimmte Personen zu porträtieren. Nach Ansicht des armenischen Historikers Stepanos Orbelyan sind es die Skulpturen der Gründer der Kirche: Prinz Aschot, seine Frau Schuschan, Grigor Supan (der Herrscher von Gegharkunik) und Prinz Dzagik.
Im Westen der Kirche des Heiligen Gregor gab es eine gewölbte Galerie aus dem Jahr 1285, mit gewölbten Öffnungen auf der südlichen Seite, und nach Westen zur Peter-und-Paul-Kirche existierte ein dreigeschossiger Glockenturm aus dem 17. Jahrhundert, bis er 1931 bei einem Erdbeben zerstört wurde.

Die Steinsäule Gavazan („Hirtenstab“, zum Antreiben der Rinder) wurde 904 im Süden des Klosterhofs aufgestellt. Das der Dreifaltigkeit geweihte Denkmal in der Nähe der Wohnanlagen ist eine einzigartige Arbeit armenischer Architektur und armenischen Kunsthandwerks. Die achteckige Säule aus sorgfältig behauenen Quadern ist acht Meter hoch und wird von einem Gesims mit einem kleinen Chatschkar darauf bekrönt. Durch Erschütterungen der Erde, sogar durch blosse Berührung einer Hand, gerät die Säule ins Wanken.
Ein Erdbeben verursachte 1931 beträchtliche Zerstörung. Die erhalten gebliebenen Teile des Klosters ermöglichen es jedoch, die künstlerische Bedeutung des Komplexes zu beurteilen. Eine Restaurierung wurde zwar begonnen, aber noch nicht vollendet.
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