02.09.2014
Ich stehe um 6 Uhr auf um den Sonnenaufgang am Yssykköl anzusehen.
Nach dem Frühstück verlassen wir den Platz am See, an dem wir 4  schöne Tage verbracht haben. Die Fahrt geht Richtung Bishkek, der Hauptstadt von Kirgistan. Nochmals "geniessen" wir die schlechte Strasse, in der Hoffnung, dass diese um die Hauptstadt besser wird.
Kurz nach 4 erreichen wir den neuen Platz auf dem Parkplatz des AK-KEME-Hotels. Diejenigen, welche schon früher angekommen sind, sind gerade dabei, die Strom- und Wasserversorgung zu organisieren. Hier auf dem Platz hätten wir Zugang zum WiFi des Hotels, sind daran aber nicht interessiert, weil 24 Stunden 10 US$ kosten, dafür bekommen wir via Handy mehr als 4 GB, und dies erst noch zeitlich unbegrenzt. Aber auch in anderen Belangen ist das Hotel teuer. So soll ein Doppelzimmer US$ 190 pro Nacht kosten, also etwa dreimal soviel wie in den anderen Hotels bisher. Aus diesem Grund hat die "Rennleitung" auf ein Duschzimmer verzichtet - wir duschen im WoMo genau so bequem!
Nach dem Eindunkeln fahren wir zusammen mit Sabine und Michael zu einem Restaurant, welches uns Emil empfohlen hat. Die etwa 5 km Fahrt mit dem Taxi kostet 130 SOM (die kirgisische Währung), was etwas mehr als Fr. 2.- sind. Aus einer Vielzahl von Restaurant an dieser Strasse wählen wir den "Obama-Grill" aus, in der Hoffnung, hier wieder einmal ein gutes Stück Fleisch geniessen zu können.
Nebst einer tadellosen Bedienung und einem perfekten Merlot aus Australien, waren auch die ausgewählten T-Bone-Steaks und Rinderfilet hervorragend. Das alles für 1'800 SOM (Fr. 30.-) für 4 Personen!
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03.09.2014  Stadtrundfahrt Bishkek
Mit Emil als stadtkundiger Führer (er ist hier aufgewachsen), besuchen wir die wichtigsten Plätze der Stadt. Uns fällt auf, dass es ausserordentlich viele grüne Anlagen und Alleen gibt.
Emil nimmt uns immer wieder zusammen, um uns Details zu erklären und geschichtliche Zusammenhänge aufzuzeigen. Um 11 Uhr wohnen wir der stündlichen Wachablösung bei. Zwei junge Soldaten, vielleicht sogar Rekruten, gehen im Stechschritt zur Ablösung und stehen dann während einer Stunde regungslos in den Wachhäuschen um die kirgisische Fahne zu bewachen. Die Fahne zeigt auf rotem Grund eine Sonne mit 40 Strahlen, welche die 40 Clans des Landes repräsentieren. In der Mitte der Sonne ist eine Jurte mit Sicht von oben zu sehen,  mit 6 Haltestäben, welche das Dach halten.

Bishkek (ehemals Frunse) ist die Hauptstadt und gleichzeitig der politische, wirtschaftliche und kulturelle Mittelpunkt Kirgistans. Die Stadt ist aus einer Karawanenstation an der Seidenstraße hervorgegangen und erlebte im Laufe ihrer Zeit mehrere Umbenennungen. Heute hat sie ca. 1.2 Mio Einwohner.
Bishkek liegt 800 m über dem Meeresspiegel am nördlichen Rand des bis zu 4'875 m hohen Kirgisischen Gebirges, eines westlichen Teiles des Tianshan-Gebirges, welches der Stadt eine imposante Kulisse gibt. Nordwestlich der Stadt zieht sich eine gewellte Steppenlandschaft bis ins nahe Kasachstan.

Der Fluss Tschüi durchfliesst diese Gegend etwas nördlich der Stadt und ist Namensgeber des Bishkek umgebenden Verwaltungsbezirks. Auf kirgisisch bezeichnet bishkek ein Gefäss für die Zubereitung von Kumys, fermentierter Stutenmilch (schmeckt übrigens scheusslich!). Es gibt zahlreiche Legenden, die versuchen, einen Zusammenhang zwischen der Stadt und einem solchen Gefäss herzustellen. Wissenschaftlichere Erklärungen meinen, dass der Name durch eine volksetymologische Deutung eines alten Wortes für Ort unterhalb der Berge entstanden ist.

1825 liess der usbekische Khan von Kokand hier eine Lehmfestung erbauen, die aber bereits 1862 von russischen Truppen im Zuge der russischen Eroberung Zentralasiens eingenommen und zerstört wurde. Die von den Russen an der gleichen Stelle gegründete Garnison wuchs durch den Zuzug russischer Bauern, denen hier fruchtbarer Schwarzerdeboden zur Verfügung gestellt wurde, schnell an. 1878 wurde eine Stadt mit dem Namen Pischpek gegründet.
1926 wurde sie Hauptstadt der neu gebildeten ASSR Kirgisien und gleichzeitig in Frunse umbenannt - nach Michail Wassiljewitsch Frunse, einem engen Vertrauten Lenins, der in Bishkek geboren wurde und während der Revolutionen von 1905 und 1917 und im Russischen Bürgerkrieg in den 1920er Jahren eine entscheidende Rolle gespielt hatte.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde Kirgistan im Jahre 1991 unabhängig, als Kirgisische Republik, und die Stadt erhielt wieder ihren kirgisischen Namen Bishkek.

Im Jahre 2002 erlangten die USA für eine beträchtliche jährliche Pacht das Recht, eine Luftwaffenbasis auf dem nahegelegenen internationalen Flughafen Manas anzulegen, um von dort aus ihre Operationen in Afghanistan zu unterstützen. Russland folgte diesem Beispiel und errichtete 2003 eine eigene Luftbasis auf dem Militärflugfeld in der etwa 40 km entfernten Stadt Kant.

Heute ist Bishkek eine lebhafte und in vieler Hinsicht moderne Stadt in Zentralasien, mit vielen Restaurants und Cafés und einem dichten Strassenverkehr, in dem zahllose Gebrauchtwagen aus Westeuropa und Überbleibsel aus sowjetischer Produktion unterwegs sind. Planmässig im Schachbrettformat ausgelegt, ist es eine Stadt mit breiten Boulevards, marmorverkleideten öffentlichen Gebäuden und massigen Wohnblocks in typisch sowjetischer Bauart. Aufgrund seiner kurzen Geschichte hat Bishkek keine historischen Bauwerke. Fast alle Strassen in der Kernstadt sind beidseitig von Bewässerungskanälen flankiert, welche die zahllosen Bäume bewässern, die im heissen Sommer Schatten spenden und dem ansonsten recht farblosen Stadtbild zumindest im Sommer einen lebendig-fröhlichen Charakter geben. In letzter Zeit wurden und werden viele kommerzielle Neubauten hochgezogen.
Der Osh Bazaar ist der grösste Basar in der Stadt. Um uns den Besuch zu ermöglichen, fährt der Bus direkt vor den Eingang um uns schnell aussteigen zu lassen. Jegliches Anhalten sei hier verboten! Darum halten alle Autos, Kleinbusse und auch unser Bus "nur ganz kurz", was aber zu einem heillosen Chaos führt. Während wir uns auf dem Basar umsehen, muss der Bus weiterfahren und irgendwo am Stadtrand auf Emils Anruf warten um uns wieder abzuholen.
Das Leben hier ist sehr hektisch, Menschen eilen durch die Stände und schubsen uns, wenn wir unschlüssig stehen bleiben. Handkarren voller Güter werden rücksichtslos durch die Menge geschoben und jeder muss für sich selbst schauen, dass er nicht "unter die Räder" kommt.
Die Vielfalt der Angebote ist beeindruckend. Unter einem durch Blachen gedeckten Platz werden Unmengen von Gemüsen und Früchten angeboten. In einer besonderen Halle sind alle Metzger vereint und bieten ihr Fleisch an, welches an Haken aufgehängt zu besichtigen ist. Erstaunlicherweise findet man nur wenige Fliegen die auf dem Fleisch spazieren, obwohl die Halle nicht gekühlt ist. Für unser Auge etwas ungewohnt sind die gefüllten und auch leeren Därme, von welchen jeweils soviel abgeschnitten wird wie man kaufen möchte.

Auf Anhieb haben wir nichts gefunden, was uns zu einem Kauf veranlasst hätte. So beschränken wir uns vorerst wieder auf das Fleisch, welches wir in guten Restaurant zu spottbilligen Preisen vorgesetzt bekommen.
Am Rand des gedeckten Platzes befinden sich unzählige kleine gedeckte Stände in welchen Alles angeboten wir, seien es Schuhe, Seife, Brot, Schrauben, Ablaufrohre, Gewürze, Waschmittel, gedämpfte Teigtaschen, Socken und auch gebratene Hühner - einfach alles, wofür man einen Käufer finden könnte. Erstaunlicherweise hat es immer 3 - 4 Stände mit gleichen Angeboten nebeneinander und trotzdem wird nichts schreiend angeboten. Die Verkäuferinnen sitzen im Hintergrund auf ihren kleinen Schemeln, dösen zeitweise und warten bis jemand Interesse bekundet.

Am frühen Nachmittag kehren wir müde zu den WoMos zurück um uns für den Abend auszuruhen. Heute Abend gehen wir wieder einmal zum gemeinsamen Seabridge-Essen, welches wie immer dann stattfindet, wenn wir in ein neues Land einreisen.
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04.09.2014  Ruhetag
Heute wollen wir uns auf die Weiterreise vorbereiten. Dazu gehört das Kontrollieren des Fahrzeuges, das Einkaufen von Lebensmittel für die nächsten paar Tage und auch das Bunkern von Trinkwasser.

Nachdem vorgestern Vreni die Befürchtung geäussert hat, dass einer der hinteren Reifen zuwenig Luft hätte, hat sich heute auch der andere Michael so geäussert. Ich messe den Druck des äusseren Reifens und sehe, dass dieser in Ordung ist, aber leider komme ich mit meinem Manometer nicht ans Ventil des inneren Reifens.
Später bekomme ich ein anderes Manometer und damit stelle ich fest, dass der besagte Reifen tatsächlich luftleer ist. Das erklärt nun auch, warum der äussere Reifen aussah wie wenn er zuwenig Luft hätte - er hat die ganze Last allein getragen. Wahrscheinlich bin ich so gegen 500 km gefahren und der gute Reifen hat gehalten. Nachdem ich den Reifen entfernt habe, wird die Ursache auch sichtbar: ein kleiner, aber spitzer Stein hat sich durch die Lauffläche gearbeitet.

Nach dem Einkaufen fahren wir in eine Reifenwerkstatt, deren Adresse wir von Kristina erhalten haben. Dort wird der Reifen von der Felge gelöst und repariert. Als es ums Wiedermontieren des geflickten Reifens anstelle des Reserverads geht, werde ich nach meinem Radschlüssel gefragt. Ich gebe dem Mann meinen batteriebetriebenen Schlagschrauber, welcher ihn in Verzücken versetzt. Nachdem die Muttern gelöst sind, fahren sie mit einem üblichen Wagenheber unter die Hinterachse um die Räder anzuheben. Nachdem ich sehe, dass dieser zuwenig Hub hat, hebe ich die Hinterachse mit meinen hydraulischen Stützen, was wiederum für Staunen sorgt.
Nach einer Stunde sind wieder alle Reifen am richtigen Ort und bei allen ist noch zusätzlich der Luftdruck kontrolliert worden. Dies alles für 800 SOM (Fr. 14.-).

Den Rest des Tages gehen wir etwas ruhiger an.
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Fürs Seabridge-Essen fahren wir mit dem Bus in eines der bekanntesten Restaurants in Bishkek. Uns erwartet eine lange Tafel im Freien, unter einem langen Zeltdach. Die Nacht ist lau und wir hätten uns keinen angenehmeren Ort vorstellen können. Die Vorspeise, Lachs, Garnelen, verschiedene kalte Fleischsorten und Würste, Käse, Tomaten und vieles anderes mehr, einschliesslich Fladenbrot, steht bereits auf dem Tisch.
Nach einigen einführenden Worten und dem Verkünden einer bevorstehenden Überraschung widmen wir uns dem Essen. Später werden weitere Platten und Teller mit der Hauptspeise aufgetragen - wie immer: es wird mehr aufgetragen als wir zu essen vermögen.
Als besonderes Andenken an Kirgistan werden uns noch die traditionellen weissen kirgisischen Filzhüte überreicht.
Nach vielen Trinksprüchen und Zuprosten wird der Schleier über die Überraschung gelüftet: ein kirgisisches Quartett wird uns aufspielen.
Dazu begeben wir uns in einen Saal im Inneren des Restaurants. Zwei Frauen in wunderbaren Gewändern spielen vitruos und höchst geschickt auf der Komus, dem kirgisischen Saiteninstrument, begleitet von einem Flötisten und einem Perkussionisten.
Damit endet das bisher schönste Seabridge-Essen.