28. & 29.09.2014   Chak-Chak
Die Fahrt ist abwechslungsreich. Die sich immer wieder ändernden Landschaften und Gebirge lassen die 320 km kurz erscheinen. Unterwegs kommen wir an einer alten, zum Teil zerfallenen Karawanserei vorbei. Wir verlassen die Strasse und fahren durch den Sand zur Ruine.

Früher, als die Seidenstrasse noch mit Kamelen begangen wurde, gab es je nach Gelände etwa alle 30 - 40 km eine Karawanserei, wo die Karawanen die Nacht verbrachten und wenn erforderlich, die Kamele gewechselt haben. Von den vielen Stellen sind nur noch einige wenige übrig geblieben.

Wie im letzten Bericht erwähnt, kommen wir an dem Ort vorbei, wo die Operation Eagle Claw scheiterte. An dieser Stelle wurde danach eine Moschee erbaut um die unbesiegbarkeit des Islams zu ehren. Auch hier, wie immer wieder, werden wir von Menschen mit "Welcome to Iran" angesprochen.

Etwa 100 km vor Yazd machen wir für heute Zwischenhalt in Chak-Chak. Eigentlich lautet der richtige Ortsnamen Pir-e Sabz. In dem zoroastrischen Kloster gibt es eine Höhle, in welcher dauern Wasser von Stalaktiten tropft. Dieses Geräusch gab dem Ort den gebräuchlichen Namen Chak-Chak.
Es ist kurz vor der Dämmerung. Die hohen Berge in der Gegend lassen die Sonne früh "untergehen". Vom Parkplatz, wo wir die Nacht über stehen wollen, führt ein steiler Weg mit unzähligen Stufen nach oben. Für den Morgen ist eine Besichtigung geplant.

Der Morgen bricht relativ kühl an. Die Tage sind immer heiss und oft kühlt es über Nacht kaum ab.
Vreni steigt mit einigen aus der Gruppe zum Feuertempel hoch. Ich bleibe im WoMo um mich noch etwas auszuruhen. Beim Tempel wohnt immer ein zoroastrischer Priester, welcher das Feuer am Brennen hält.
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29.09.2014   Yazd
Yazd wurde an einer Oase gegründet und liegt zwischen den Wüsten der Dascht-e Kavir und der Dascht-e Lut. Die Stadt besteht seit dem dritten Jahrtausend vor Christus und war das Zentrum des zoroastrischen Glaubens im Iran. Hier findet man heute noch viele Feuertempel (pers. Atashkadeh). Bei ihrer Gründung soll die Stadt an einem heute trocken gefallenen grossen Binnensee gelegen haben. Für die Wasserversorgung werden bis heute teilweise schon in der Antike angelegte Wasserkanäle und -röhren (Qanat) eingesetzt.

Nach dem Untergang des Sassanidenreiches und der Eroberung Persiens durch die muslimischen Araber im 7. Jahrhundert wurde die Stadt im Mittelalter unter anderem von der Lokaldynastie der Kakuyiden und anschliessend den Atabegs von Yazd beherrscht, bevor sie von den Mongolen erobert, aber nicht zerstört wurde.

Yazd wurde 1907 historisch bedeutsam, als die Grenz- bzw. Scheitelpunkte der britisch-russischen Interessensphären in Persien vertraglich festgelegt wurden. Der russische Einfluss sollte nördlich einer Linie von Yazd, nordwestlich bis nach Kurdistan bzw. von Yazd nordöstlich zum persisch-afghanisch-russischen Dreiländereck dominieren (heute: iranisch-afghanisch-turkmenisches Dreiländereck).

Heute besuchen wir zuerst den Bagdir, eine Sommerresidenz im Dolatabad-Garten. Sie befindet sich in einer schönen Gartenanlage mit Teich und Wasserspielen. Der Bagdir ist mit dem höchsten Kühlturm versehen, welcher die angebauten Gebäude allein durch die Kaminwirkung spürbar kühlt, ohne dass fremde Energie zugefügt werden muss. Solche Kühltürme werden wir im Laufe unserer Reise noch häufig sehen. Jetzt wo wir wissen, worum es sich handelt fallen sie uns auf.
Später setzen wir uns ins daneben liegende Café um uns zu erfrischen. Unsere deutsche Iran-Kennerin  Phoebe schleckt ein Eis.
Dann geht es weiter. Wir besuchen den Feuertempel Ateshkadeh in Yazd. Im Inneren sehen wir hinter einem Schutzglas das heilige Feuer.

Ein Feuertempel besteht normalerweise aus einer Halle mit verschiedenen kleinen Räumen, deren heiligster das heilige Feuer beherbergt. Hier vollziehen Priester und Gläubige Rituale und singen Gesänge. Im Zoroastrismus gilt Feuer als reinigende Kraft, und wird mit der Wahrheit (Asha: Recht, Ordnung) identifiziert, und entsprechend mit dem Amesha Spenta Asha Vahishta assoziiert. Es gibt drei Grade des Feuers: Atash Dadgah, Atash Adaran und Atash Behram, wobei letzteres das heiligste ist.

Die ersten Feueraltäre wurden vielleicht schon von den Achämeniden erbaut, doch handelt es sich meist um unbedachte Heiligtümer auf künstlichen Erhebungen. Es wurde davon ausgegangen, dass man den Geist Gottes nicht in einen Raum schliessen könne. Beispiele fanden sich am Pontos (so Herodot) und in Kappadokien (so Strabo).
Der wohl älteste überdachte Feuertempel findet sich bei Kuh-e Khwaja aus seleukidischer oder frühparthischer Zeit, wo das Feuer wohl in einem innersten Heiligtum untergebracht war. Vor allem aus sassanidischer Zeit sind Feuertempel wie Atur Gushnasp auf dem Tacht-i Suleiman bekannt. Mit dem Beginn der islamischen Eroberung Persiens wurden die Feuertempel zerstört oder in Moscheen umgewandelt. In neuerer Zeit wurden mehrere Feuertempel rekonstruiert.
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Die Zoroastriker (von Zarathustra) bestatteten ihre Toten nicht. Sie brachten sie auf die sogenannten "Türme des Schweigens", wo sie von Geiern gefressen wurden. Den heutigen Zoroastriker ist dies verboten.

Die Religion ist stark monotheistisch, der Kampf zwischen Gut und Böse prägt den Glauben. Der Sieg des Guten über das Böse wird am Tag des jüngsten Gerichts kommen. Bis zu diesem Tag haben die Menschen die freie Wahl, sich für den rechten Weg zu entscheiden. Der rechte Weg ist der Weg der Wahrhaftigkeit. Die Lehre Zarathustras hat drei wichtige Grundsätze:
    gute Gedanken
    gute Worte
    gute Taten

In jüngster Zeit verband sich der Name Zarathustra in der westlichen Welt mit Friedrich Nietzsches philosophisch-dichterischem Werk Also sprach Zarathustra, das von 1883 bis 1885 entstand. Da der historische Zarathustra für Nietzsche der Erste war, der gut und böse unterschied, gab er seiner Gestalt im Buch, die für ihn die Überwindung aller Moral symbolisierte und damit über das Ende der vom historischen Zarathustra begonnenen Geschichtsepoche hinauswies, denselben Namen.
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Inzwischen ist es Nacht geworden. Auf der Rückfahrt besuchen wir noch ein Krafthaus, in welchem eine traditionelle iranische sportlich-religiöse Veranstaltung namens "Surhane" stattfindet.

In einem Ring bewegen sich etwa 15 Männer jeden Alters zu rythmischen Trommelschlägen und Gesangt. Dabei werden immer wieder andere gymnastische Übungen geturnt. Zwischendurch führt der eine oder andere ein Solo auf. Um die Arena sitzen iranische, aber vor allem ausländische Besucher und applaudieren den Turnern.

Nach etwa einer Stunde verlassen wir den Ort um auf den Stellplatz zurückzukehren. Wir halten ein Taxi an und erklären dem Fahrer, dass wir zum "Caravan Hotel" wollen. Leider haben wir keine Visitenkarte des Hotels mitgenommen. Da der Taxifahrer kein Englisch spricht, sind wir nicht sicher, ob er uns auch an den richtigen Ort fahren wird. Zwischendurch hält er an und fragt einen anderen Taxifahrer. Ob dieser im die Adresse angeben kann wissen wir nicht. Dann hät er nochmals an um zwei junge Frauen nach dem Weg zu fahren.
Als wir schon glauben, dass er uns zum Airport fährt, erkennen wir plötzlich, dass wir auf der richtigen Strasse sind. Dann sehen wir die Hoteleinfahrt und stoppen den Fahrer. Als es ans Bezahlen geht meint er mit Gesten, dass es uns überlassen wäre, was wir ihm geben wollen. Mit 100'000 Rial (2 Fr.) ist er zufrieden und wir auch.
Am Rand von Yazd befinden sich noch zwei "Türme des Schweigens", welche eigentlich Hügel sind. Zuoberst befindet sich eine ummauerte Plattform mit einer runden Opferstelle in der Mitte. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir diese Stelle und schaffen es gerade noch rechtzeitig einen der beiden Hügel zu besteigen.
Am Fuss der Hügel befinden sich noch antike Bauten, in welchen Trauerfeiern abgehalten wurden.