05.09.2014  Toktogul See
Heute führt uns der Weg über 310 km ans Ufer des Toktogulsees.
Zuerst durchfahren wir noch die dicht bebaute Umgebung von Bishkek, wo zumeist Industrie angesiedelt ist. Bald schon steigt das Gelände an und wir überqueren den Tjuz-Asuu-Pass mit 3'586 Meter. Vor uns öffnet sich wieder eine wunderbare Bergwelt wie wir sie nur von Kirgistan kennen. Klare Bergbäche, ohne jegliche Verschmutzung, fliessen entlang der Strasse. Wäre das nicht wunderbar, hier die Angel auswerfen zu können? Leider habe ich keine mitgenommen, das passiert mir bestimmt nicht noch einmal!
Immer wieder begegnen wir Imkern, welche ihr farbigen Bienenhäuschen irgendwo entlang der Strasse aufstellen und auch dort ihr Zelt aufschlagen um zu übernachten. Auf einfachen Holzgestellen preisen sie ihren Honig in Gläsern zum Kauf an.
Dann erreichen wir die Passhöhe und stehen vor einem dunklen Loch, dem Tunnel, welcher uns auf die andere Seite führt. Am Eingang steht ein Lichtsignal, welches im Moment noch rot ist, also warte ich, bis es grün wird. Nach etwa 10 Minuten fahren vor uns ein paar PKWs trotz rot in den Tunnel und ich schliesse mich denen an. Aber kaum bin ich im schwarzen Loch, kommt mir ein Auto entgegen. Wir kreuzen uns problemlos, aber als dann nach wenigen hundert Metern 6 Lastwagen entgegen kommen wird es eng. Ich fahre soweit wie möglich an den rechten Rand, welcher bei der Dunkelheit nur schlecht auszumachen ist und halte an bis die Laster vorbei sind. Dann geht die Fahrt weiter und gegen das Ende des Tunnels begegnen uns nochmals Lastenzüge. Wie eigentlich zu erwarten war, kümmert sich keiner um die Verbote, Gebote und Lichtsignale da ein Kreuzen von Lastwagen ja offensichtlich möglich ist.
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Es ist die Zeit des Alpabzuges, die Strasse wird immer wieder von Kuh- und Schafherden blockiert, was die kirgisischen Autofahrer zu wilden Hupkonzerten und gefährlichen Verdrängungsmanövern verleitet. Wir haben Geduld und warten, bis sich von selbst ein Durchgang bildet, und so werden auch wir das Objekt von lautem Gehupe hinter uns.

Der Platz, welcher in der vorläufigen Koordinate angegeben ist, erweist sich als nicht sehr geeignet. Da der Toktogul Stausee in den vergangenen Jahren immer weniger Wasser führt, sind die versandeten Ufer inzwischen weit vom Wasser entfernt. Das vorausgefahrene Teamfahrzeug ist aber bemüht, für einen geeigneten Stellplatz zu sorgen und so erhalten wir kurz nach 16 Uhr die SMS mit der neuen Koordinate. Somit heisst es, nochmals etwa 40 km weiterfahren.
Der neue Platz befindet sich oberhalb des Sees vor einem Hotel. Nachdem Artems WoMo aus dem Sand befreit worden ist, in welchen er sich bei der Suche manövriert hat, beginnen die Vorbereitungen fürs BBQ, für welches Emil zuständig ist. Sein Vater ist Fleischhauer und somit hat sich Emil an der besten Quelle bedienen können und das Fleisch sehr schmackhaft mariniert. Jetzt steht er am Grill um uns die Schaschlikspiesse mit Rind- und Entenfleisch zu braten. Wie bei solchen Gelegenheiten üblich, hat auch wieder jedes Fahrzeug mit Salat oder Nachspeise das Essen bereichert.
06.09.2014  Fahrt nach Osh
Wir durchfahren das faszinierendes Tal des Naryn Unterlaufes. Der Naryn ist der längste und wasserreichste Fluss Tien-Schan. Er folgt er dem wichtigsten Verkehrsweg Kirgistans zwischen Osh und Bishkek. Sein Weg führt aus dem Gebirge über 600 km durchs Ferghanabecken in den Toktogul Stausee. In Kara-Kul wird er durch den Staudamm "abgeklemmt". Im nachfolgende Tal wird der Unterlauf wieder an mehreren Stellen gestaut und bildet wieder Seen, in welchen sich die Uferhänge spiegeln.
Wir kommen an eine Mautstelle, an welcher wir 10 US$ für die Durchfahrt der Strecke und die vor uns liegenden Tunnels bezahlen müssen.
Dann kommen wir wieder ans Licht und bestaunen die Weite, welche vor uns liegt. Nach ein paar Serpentinen halte ich an, um Bilder zu machen. Wir begegnen wieder bewohnten Jurten, aber auch solchen, welche gerade aufgestellt oder abgebrochen werden. Bei den meisten stehen Herden mit 10 oder mehr Pferden mit deren Fohlen. Manchmal werden sie gerade gemolken um die begehrte Stutenmilch zu gewinnen. Stutenmilch weist aufgrund der antibakteriellen und entzündungshemmenden Bestandteile, der Euterbeschaffenheit sowie der Melkhäufigkeit der Stuten deutlich weniger Keime auf als Kuhmilch. Ausserdem enthält sie weniger allergieauslösende Stoffe. In der Zusammensetzung ist sie der menschlichen Milch deutlich ähnlicher als Kuhmilch.
Um die Milch haltbar zu machen wird diese vergoren und heisst dann Kumys. Kumys ist milchweiss und schmeckt säuerlich, prickelnd, kühl erfrischend, mit mandelartigem Nachgeschmack (so sagt es Wikipedia, uns hat sie nicht geschmeckt).
Nach anstrengenden 340 km, auf Strassen welche abwechseln gut, aber zwischendurch auch wieder elend zu befahren sind, erreichen wir Osh, die Grenzstadt zu Usbekistan.
Hier gilt es, nochmals alle Tanks mit Diesel zu füllen. In Usbekistan fahren lediglich die Lastwagen mit Diesel. Alle anderen Fahrzeuge verwenden entweder Benzin oder Gas. Da die Lastwagen aber zur Hauptsache für die Baumwollernte eingesetzt werden, ist an den Tanksäulen kein Diesel zu bekommen. Während der Erntezeit wird er i Land nur auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Ohne Tankmöglichkeit würden uns etwa 50 lt Diesel fehlen. Mal sehen, wie wir da durchs Land kommen.
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Dann fahren wir zum Bazar, wo wir uns durch die engen Wege entlang der Verkaufsstände mühen und die Angebote bestaunen. Nach einer Stunde verlassen wir das Gedränge, nicht aber ohne zwei schöne Fleischstücke und etwas Gemüse und Früchte zu kaufen. Auf dem Rückweg machen wir noch bei einem Supermarkt Halt um die wichtigsten Lebensmittel für die nächsten paar Tage einzukaufen.
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Auf unserer Stadtführung besteigen wir die Stadtsilhouette, den Tacht-i-Suleyman, den heiligen Berg. In eine Höhle des Berges ist Ende des 20. Jahrhunderts mit modernen Mitteln (Beton) ein Museum hineingebaut worden, in dem unter anderem Gebrauchsgegenstände aus der Frühzeit der Besiedlung am Berg zu sehen sind. Hier gewinnen wir Dank Emils Geschichtskenntnissen einen Einblick in die Vergangenheit der Stadt und des Landes.  In einigen Höhlen und auf Felswänden am Berg, insbesondere am Osthang, fand man über 100 Petroglyphen (Felsritzungen) mit Darstellungen von Menschen, Tieren, Drachen, Sonne und Mond sowie geometrischen Formen, die aus der Zeit der ersten Besiedlung in der mittleren Bronzezeit stammen.
Vom Gipfel des Berges geniessen wir eine wunderbare Rundsicht über die Stadt. Vreni benutzt die Gelegenheit, um rücklings auf einem glattpolierten Felsen hinunterzurutschen. Dem Sagen nach soll dies alle Rückenschmerzen kurieren wenn man es dreimal macht - hoffen wir dass es hilft!
07.09.2014  Osh
Osh ist die historisch bedeutsamste Stadt des Landes und so alt, dass ihre Gründung Legende ist.  Diese wird König Salomon, aber auch Alexander dem Grossen zugeschrieben. Der Volksmund sagt, Osh sei so alt wie Rom.

Osch wurde 1876 vom Russischen Reich im Zuge der Zerschlagung und Annektierung des zentralasiatischen Herrschertums erobert und gehörte seitdem zum Zarenreich bzw. zur Sowjetunion. Seit dem Ende der Sowjetunion 1991 gehört die Stadt zu Kirgistan. 1990, während der Auflösung der Sowjetunion, kam es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Kirgisen und Usbeken in Osch und in der benachbarten Stadt Ösgön. Spannungen zwischen Usbeken und Kirgisen führten im Juni 2010 erneut zu Zusammenstößen, bei denen mindestens 117 Personen getötet und mehr als 1'400 verletzt wurden. Zwischen 32'000 und 80'000 Menschen flohen ins benachbarte Usbekistan. Seitdem hat sich die durch Osh führende Handelsstrasse wieder belebt.
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08.09.2014  Grenzübertritt nach Uzbekistan
Wir stehen in Osh nur wenige Kilometer vor der Grenze und fahren frühmorgens los. Die Grenze soll um 8.30 öffnen und es ist uns wichtig, an vorderster Front zu stehen, um möglichst schnell eingelassen zu werden.
Gestern wurden wir beim Meeting informiert, dass bei der letztjährigen Reise das letzte Fahrzeug um 23 Uhr die Grenzstelle verlassen hat. Wir wurden auch angehalten, möglichst geduldig und ruhig zu bleiben und das Fotografieren zu unterlassen. Alles andere wäre kontraproduktiv.,
Heute wollen wir versuchen, das Ganze schneller abzuwickeln und darum hat unsere Teamleitung Listen mit allen notwendigen Angaben erstellt, um die Arbeit der Beamten möglichst zu erleichtern.
Wir stehen in einer Reihe und warten. Neben uns warten bereits einige LKWs, wahrscheinlich standen sie schon gestern hier. Dann wird das Tor geöffnet und die vordersten 3 Fahrzeuge fahren in den kirgisischen Zollhof hinein. Nach einer guten Stunde werden auch hinein gelassen. Wir steigen aus und gehen mit den Reisepässen und den Fahrzeugpapieren ins Zollbüro um den Ausreisestempel zu bekommen. Das alles geht schnell.
Dann werden wir geheissen, in den Fahrzeugen zu warten bis wir nach Uzbekistan einreisen können. Dabei gibt es ein Gedränge weil inzwischen zuviele Fahrzeuge beisammen stehen und dazu noch ein paar Lastwagen hinein wollen. Der Uniformierte am Tor winkt aber konsequent nur die WoMos durch und lässt die LKWs stehen.
Auch da dauert es bis es weitergeht. Aber kurz nach 11 Uhr sind auch wir dran.

Jetzt kommt die grosse Geduldsprobe. Zuerst holen wir uns den Einreisestempel im zweiten Pass, in welchem wir das uzbekische Visum haben. Dann gilt es ein Formular auszufüllen und minutiös alle Barschaften und wertvollen Gegenstände, wie PC, Handy, Kamera etc. anzugeben. Dann reihen wir uns in die lange Schlange von Wartenden ein. Nebst den vorerst wenigen aus unserer Gruppe warten bereits etwa 20 Personen aus der Region. Nach einer Weile erfahren wir, dass die Deklaration im Doppel auszustellen ist, darum so verlassen wir nochmals die Schlange um uns nach wenigen Minuten wieder einzureihen. Etwas später werden die Fahrer aus der Warteschlage gerufen weil sie an einen anderen Schalter müssen um die Fahrzeugeinfuhr zu machen.

Und so geht es hin und her, von Schalter zu Schalter und jedesmal dauert es bis die Daten von Hand in ein Heft geschrieben oder mühsam in einen Computer getippt werden, der zeitweise sogar ausfällt.
Inzwischen aber läuft uns die Zeit davon weil es gegen 13 Uhr geht und die Beamten Mittagspause machen.

Endlich ist Erleichterung in Sicht: an einem der Schalter werden wir priorisiert, wir müssen/dürfen uns ganz vorne in der Warteschlange einreihen. Die anderen Grenzgänger müssen warten und tun dies ohne Murren. Vielen Dank für deren Gleichmut.
Während ich auf den fünften und letzten Stempel auf der Deklaration warte, werden noch unsere Fahrzeuge inspiziert. Wie immer, die Beamten werden mehr vom Gwunder als vom Pflichtbewusstsein geleitet und interessieren sich vor allem für die Ausstattung.
Dann - hurra, ich habe alle Stempel und darf den Zollhof endlich verlassen. Es ist kurz nach 13 Uhr und wir fahren auf den grossen Parkplatz unmittelbar nach der Grenze, wo wir die erste Nacht in Uzbekistan verbringen wollen.
Hier werden wir von unserem Freund Diam erwartet, den wir bereits von unserer Beise bis in die Mongolei her kennen. Dima ist die uns versprochene Überraschung, welche eigentlich gar keine mehr war weil wir fest mit ihm gerechent haben.
Dann bekommen wir noch das sogenannte Begrüssungsgeld im Wert von 100 €, in Noten zu 1000 SUM, der uzbekischen Währung, also 350'000 SUM, sprich einen Geldbündel mit 350 Scheinen!

Das letzte Fahrzeug verlässt den Zollhof um 17 Uhr - ein neuer Rekord!

Den Abend verbringen wir im nahe gelegenen Restaurant. Zu Essen gibt es Plov, bei uns unter Pilaw bekannt.