11.09.2014  Samarkand
Wir erreichen unseren heutigen Stellplatz kurz vor 18 Uhr. Die Fahrt war wieder anstrengend und darum haben wir uns 2 Stunden Mittagspause gegönnt. Die an sich langweilige Fahrerei wird zwischendurch durch verrückte Fahrzeuge oder idyllische Momente aufgelockert. Sonst aber ist der Strasse entlang nicht viel zu sehen. Ausnahmsweise ist der Hotelparkplatz grosszügig und wir müssen nicht so eng beieinander stehen.

Nach Einbruch der Dunkelheit machen wir noch einen kleinen Stadtbummel. In unmittelbarer Nähe des Hotels besuchen wir zwei Mausoleen um ein paar Nachtaufnahmen zu machen. Dann gehen wir weiter Richtung Registan Platz und kommen an einem Springbrunnen vorbei. Der Registan ist bei Nacht hell beleuchtet, aber aus den Fotos wird nichts (Vordergrund überstrahlt, Hintergrund dunkel). Der Platz steht für morgen auf dem Programm.
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12.09.2014
Samarkand, das zu den ältesten Städten der Welt gehört und den Griechen als Marakanda bekannt war, wurde vor 2750 Jahren in der fruchtbaren Ebene des Serafschan als Oasenstadt gegründet. Lange Zeit galt Samarkand als eine der bedeutendsten Provinzen des persischen Achämenidenreiches. Zu Wohlstand gelangte die persische Stadt durch den Handel mit den nördlichen und östlichen Regionen; die antike Seidenstrasse verlief durch Samarkand und der auf dieser Handelsroute stattfindende Technologie- und Kulturaustausch hat wesentlich zur Blüte der Stadt in der Antike beigetragen. Alexander der Grosse eroberte die Hauptstadt Sogdiens 329 v. Chr..
Unter islamischer Herrschaft florierte die Stadt, besonders während der Herrschaft der persischen Samaniden, bis sie von dem mongolischen Eroberer Dschingis Khan 1220 zerstört wurde. Der mongolische Herrscher Tamerlan machte Samarkand zur Hauptstadt seines Grossreichs.

1868 kam die Stadt offiziell unter russische Herrschaft. Sie wurde Hauptstadt einer Provinz innerhalb des Generalgouvernements Turkestan, aus dem 1918 die Turkestanische ASSR wurde. 1925 wurde sie zur ersten Hauptstadt der neu geschaffenen Usbekischen SSR, verlor diese Funktion jedoch 1930 an Taschkent. Seit 1991 gehört die Stadt zur unabhängigen Republik Usbekistan, deren viertgrösste Stadt sie ist. Darüber hinaus ist sie Verwaltungszentrum der gleichnamigen Region.
Die meisten Einwohner der Stadt sprechen als Muttersprache Tadschikisch, die zentralasiatische Form des Persischen.
Der Registan (usbek.: Registon) ist einer der prächtigsten Plätze Mittelasiens in Samarkand. Registan ist das Herz des antiken Samarkands, dessen Namen als „Sandiger Platz“ übersetzt werden könnte. Das Ensemble von drei Madrasa ist ein einzigartiges Beispiel der Kunst des Stadtbaus und der architektonischen Gestaltung des Hauptplatzes der Stadt. Die drei Madrasa Registans sind: Ulugbek-Madrasa (1417-1420), Sher-Dor-Madrasa (1619-1636) und Tilya-Kori-Madrasa (1646-1660) (links, rechts, Mitte).
Die Ulugbek-Madrasa ist mit ihrem mächtigen Portal und einem Lanzetten-Bogen dem Platz zugerichtet. Die Ecken sind mit hohen, proportionalen Minaretten ausgestattet. Ein Mosaikpaneel über dem Eingangsbogen wurde mit einem geometrischen Ornament dekoriert. Im quadratischen Hof befinden sich eine Moschee, Lehrräume und am Rande Zimmer, in denen früher die Studenten gewohnt haben. Tiefe Nischen (Flure) haben sich um die Achse ausgebreitet. Ursprünglich sah die Ulugbek-Madrasa ganz anders aus: ein zweistöckiges Gebäude mit vier Kuppeln über den Lehrräumen, die sich in den Ecken der Madrasa befinden. Die Ulugbek-Madrasa war eine der besten Universitäten der ganzen muslimischen Welt im 15. Jh. Der berühmte Wissenschaftler und Philosoph Abdur Rahman Dschami hat in dieser Madrasa studiert. Hier hielt auch Ulugbek seine Vorlesungen.

Während seiner Regierung blieb diese Madrasa ein Zentrum der Wissenschaft. Herrscher Samarkands Yalangtush Bakhodur leitete im 17. Jh. die Bauten der Sher-Dor- und Tilya-Kori-Madrasa. Die Sher-Dor-Madrasa („Tiger enthaltende“ Madrasa) war vom Architekten Abdujabor konstruiert worden. Die Ausstattung der Madrasa ist nicht so fein wie die Architektur des 15. Jh. („die goldene Epoche“). Trotzdem reihen die Harmonie der grossen und kleinen Räume, die feinen Bilder der Mosaike, die Monumentalität und die zweckmässige Symmetrie diese Madrasa unter die beeindruckendsten architektonischen Denkmäler Samarkands ein. Zehn Jahre später wurde die Tilya-Kori-Madrasa („vergoldete“ Madrasa) gebaut. Diese Madrasa diente nicht nur zur Lehre der Studenten, sondern auch lange Zeit eine der wichtigsten Moscheen. Die Tilya-Kori-Madrasa hat eine zweistöckige Hauptfassade, einen grossen weiten Hof, an dessen Rand sich kleine Wohnräume befinden (usb. Hudzri), und vier Flure, die sich um die Achse ausbreiten. Das Moscheegebäude befindet sich im westlichen Teil des Hofes. Der Hauptsaal der Moschee ist reich vergoldet. Das Registan-Ensemble ist eine wunderbare Kombination von Bauten verschiedener Epochen. Grosse Rekonstruktionsarbeiten sind jetzt im Gang.
Östlich der Tilya-Kori-Madrasa befindet sich das Mausoleum der Scheibaniden aus dem 15. Jh. Der richtige Gründer der Scheibanidenmacht war Mohammed Scheibani, der Enkel Abu'l-Chairs, der sich ca. 1500, mit der Unterstützung des Tschagatai-Khanats, in Taschkent (Usbekistan) niedergelassen hatte und der Samarkand und Buchara von den letzten Timuriden befreite. Damals wandte sich der Gründer der Dynastie gegen seinen Gönner, und im Jahre 1503 eroberte er Taschkent. 1506 eroberte er Chiwa, 1507 Merw (Turkmenistan), Ost-Persien und das westliche Afghanistan. Die Scheibaniden stoppten die Eroberungen der Safawiden, die 1502 Aq Qoyunlu (Iran) angegriffen hatten. Mohammed Scheibani war der Führer der Nomadenstämme der Usbeken. Im Laufe der nächsten Jahre setzten sie sich in den Oasen Zentralasiens fest. Das usbekische Eindringen im 15. Jh. war eine der letzten Komponenten in der Ethnogenese der heutigen usbekischen Nation.
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Nach all den anstrengenen Mausoleen und Medrasen wird auch für das leibliche Wohl gesorgt. Wir besuchen ein typisches Restaurant und bereits beim Betreten wird klar, dass dies keine Touristenabfütterungsstation ist.
Die (unleserliche) Speisekarte offenbart uns mit Hilfe von Kristina und Dima Plov, das Reisgericht, welches wir bereits kennengelernt haben. Danebst gibt es auch Laghman, die Gemüsesuppe mit Nudeln und Fleisch oder Kebap vom Hammel oder Rind, aber auch Gemüse- oder Fleischomeletten. Dazu wird auch noch Tomaten- und Frühlingssalat angeboten. Fladenbrot und Tee gehört zum Gedeck und sind reichlich vorhanden.
Belustigend ist dann das Abrechnen nach dem Essen. Für Vrenis Essen und meins mussten wir 37'000 SUM "hinblättern", was 37 Geldscheinen entspricht. Darum hat die Bedienerin auch einen Bündel Geldscheine unter den Arm geklemmt.
Der anschliessende Bummel, führt uns noch zu einem Musiker, welcher uns auf einer Auswahl von etwa 50 verschiedenen Saiteninstrumenten ein paar Melodien vorspielt.
Zur allgemeinen Erheiterung und Belehrung trägt dann noch Dimas Beitrag über die Derwische im Orient bei. Der Ausdruck Derwisch bezeichnet vor allem in den europäischen Sprachen einen Sufi, einen Angehörigen einer muslimischen asketisch-religiösen Ordensgemeinschaft, die im Allgemeinen für ihre Bescheidenheit und Disziplin (Armut und Askese) bekannt sind.
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Den Abschluss der heutigen Gewaltstour bildet der Besuch der sogenannten Gräberstadt Shohizinda. Am Südost-Hügel des Afrosiab liegt die bemerkenswerte Nekropole Shohizinda. Sie besteht aus 11 Mausoleen, die in Etappen zwischen dem 14. bis 15. Jahrhundert erbaut wurden. Das Eingangsportal ist das jüngste Gebäude mit der Inschrift: „Dieses prachtvolle Gebäude wurde errichtet von Abdulazizkhan, Ulubek-Gurgans Sohn, Shahruhs Sohn, Amir Timur-Guragans Sohn im Jahre 883 (1434 n.Chr.)“ Das gesamte Gebäudeensemble kann in drei Teile unterteilt werden:
Der obere Chartak besteht aus der Tuman-aka-Moschee, dem Tuman-aka-Mausoleum, einem namenlosen Mausoleum aus dem Jahre 1360/61 und dem Hodja Ahmad Mausoleum.
Wenn man die Stufen von Shohizinda hinauf schreitet und das kühle Zwielicht des schmalen Ganges erreicht, macht man eine Zeitreise der besonderen Art: Je weiter man geht, desto älter werden die Gebäude. Das erste Mausoleum auf der linken Seite wurde dem Freund und Astronomielehrer Timurs zugeordnet, Kazi-Zade Rumi.
Etwas weiter sieht man ein namenloses Mausoleum von aserbaidschanischen Architekten, das sich dadurch von allen anderen unterscheidet, dass sich der Eingang zur Krypta auf der Strassenseite befindet, während alle anderen Mausoleen ihn auf der Rückseite des Gebäudes haben.
Am hinteren Ende der "Strasse" führt eine Treppe auf den Grabhügel mit gepflegten, aber auch verwahrlosten Gräbern aus der jüngeren Zeit.